Laden...

Piratenpartei(en) - Gift für uns Informatiker?

Erstellt von ProgrammierTroll vor 12 Jahren Letzter Beitrag vor 12 Jahren 11.131 Views
ProgrammierTroll Themenstarter:in
107 Beiträge seit 2011
vor 12 Jahren
Piratenpartei(en) - Gift für uns Informatiker?

Hallo,

ich weiß nicht, ob solche Diskussionen hier hingehören. Da wir ein internationales Forum sind, möchte ich auch gar keine spezifisch deutsche Politikdiskussion starten (Anlass: In Berlin zogen die Piraten mit 8% ins Abgeordnetenhaus), sondern vielmehr einige allgemeine, uns betreffende Punkte dieser Bewegung zur Diskussion stellen.

Was die Punkte "geistiges Eigentum" oder "Patentrecht" angeht, bekomme ich als Informatiker natürlich große Angst. Kollegen von mir scheint das aber anders zu gehen. In meinem Bekanntenkreis kenn ich viele, die mit dieser Bewegung sympathisieren.

Ich möchte kurz ein paar Punkte darstellen:

  • Eine demokratisch kontrollierte technische Infrastruktur.

  • Die Förderung Offenen Standards, um bessere Zusammenarbeit verschiedener technischer Systeme zu ermöglichen.

  • Die Sicherung von Innovation im Software-Bereich durch Verhinderung von Software-Patenten

  • Förderung von freiem Informationfluss und daher die Verhinderung von Digitalen Restriktionsmaßnahmen.

  • Die Förderung von Freier Software, um “die Kontrolle über ihre technischen Systeme selbst zu übernehmen und diese gegebenenfalls kollektiv und demokratisch weiter zu entwickeln”.

Das klingt erst einmal gar nicht so schlimm. Im Prinzip geht es aber darum, dass Software langfristig konstenlos, frei und open source sein soll.

Freie Software
Wir setzen uns für die Förderung von Software ein, die von allen uneingeschränkt benutzt, untersucht, verbreitet und verändert werden kann. Diese sogenannte "freie Software" garantiert ihren Nutzerinnen alle wesentlichen Freiheiten, die notwendig sind, um die Kontrolle über ihre technischen Systeme selbst zu übernehmen und diese gegebenenfalls kollektiv und demokratisch weiter zu entwickeln. Dadurch leistet sie einen wesentlichen Beitrag zur Stärkung von Autonomie und Privatsphäre aller Nutzer. Insbesondere Bildungseinrichtungen und die gesamte öffentliche Verwaltung sollen schrittweise darauf hinarbeiten ihre gesamte technische Infrastruktur auf freie Software umzustellen, um so langfristig Kosten für die öffentlichen Haushalte und die Abhängigkeit von einzelnen Herstellern zu reduzieren.

Aus einem Kommentar:

Sie tun ja so, als könnte eine Software von einer Hand voll Hobbyprogrammierern an einem Wochenende geschrieben werden. Dem ist nicht so. In einer komplexen Software wie z.B. ein Videobearbeitungsprogramm stecken 2-3 Jahre an Entwicklungsarbeit. Jemand steckt in dieser Zeit mehrere Millionen Dollar in diese Softwareentwicklung. Da ist es doch nur logisch, dass man so eine Software nicht kostenlos unter die Leute schmeißt, sondern das eingebrachte Geld und etwas Rendite erwirtschaften will. Die breite Masse der Anwender zahlt eben nicht freiwillig. Daher bedarf es Mechanismen, um die Bezahlung der Software sicherzustellen. Das wiederum erfordert proprietäre Software.

Ich sehe das genauso. Jemand, der Software entwickelt und programmiert, muss auch dafür angemessen entlohnt werden. Genauso dienen Patente und Gebrauchsmuster in erste Linie dazu, Unternehmen vor "Piraterie" zu schützen. Wenn ich mir als Unternehmen nicht sicher sein kann, dass meine Innovationen ausreichend geschützt werden, dann entfällt doch die Motivation für neue Innovationen.

Wie steht ihr dazu?

q.e.d.

458 Beiträge seit 2007
vor 12 Jahren

Ich sehe das 1:1 wie du.

be the hammer, not the nail!

S
269 Beiträge seit 2010
vor 12 Jahren

Ich bin da etwas zwiegespalten:

Einerseits setze ich selbst gerne freie Software ein und entwickle in meiner Freizeit auch Software, welche ich (vorausgesetzt sie wird endlich mal fertig) open source machen werde (natürlich trotzalledem unter Verwendung einer entsprechenden Lizenz, wie die GNU GPL).
Andererseits möchte ich von meinem Arbeitgeber natürlich monatlich mein Geld bekommen... doch woher soll Dieser das Geld nehmen, wenn er die Software, die ich schreibe, kostenfrei weggibt? Und wie kann er sich sicher sein, dass die Software auch gekauft wird, wenn diese eh Open Source wäre?

Das Problem was dabei halt auftritt ist doch:
Was wird dann in Zukunft aus der Berufsgruppe der Anwendungsentwickler?

Ich persönlich bin dafür, dass bestimmte Software für Bildungseinrichtungen einen angemessenen Preis bekommt (Hey, Microsoft machts da gar nicht mal schlecht vor mit der MSDNAA), aber es ist aus meiner Sicht für die ganze Branche der Softwareentwicklung einfach nicht möglich, dass Software ohne Einschränkungen kostenlos und Open Source zur Verfügung gestellt wird.
Ich weiß, dass das jetzt dramatisch klingen mag, aber es wird damit ein nicht unerheblicher Teil der Wirtschaft einfach "ausradiert".

Btw.:
Software ist am Ende doch auch nur ein Produkt wie jedes Andere. Fordert doch mal auf, dass die ganzen Geheimrezepturen der verschiedenen Nahrungsmitteln der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden! Viel Spaß dabei würd ich meinen, oder?

so far
Karill

C
2.121 Beiträge seit 2010
vor 12 Jahren

Das ist alles Interpretationssache.
Natürlich find ich es gut dass zum Beispiel gegen Softwarepatente gekämpft wird, die völlig banales Zeug patentieren lassen und somit nur noch die Giganten zum Zug kommen.
Aber wenn Software nur noch frei ist, wirds bald keinen mehr geben der sie macht. Dann fallen nämlich alle bezahlten Jobs weg und keiner interessiert sich mehr dafür, ich denke (hoffe) das ist den Piraten auch klar.
Außerdem wird freie Software kaum an individuelle Bedürfnisse angepasst und supportet.

Dass die Infrastruktur nicht von geheimen Kontrollmechanismen durchzogen wird ist doch gut, das beeinträchtigt die Industrie auch nicht in Sachen bezahlte Software. Monopole sind da nur schlecht.
Genauso offene Standards, zu denen es trotzdem noch Bezahlsoftware geben kann.

Was die Punkte "geistiges Eigentum" oder "Patentrecht" angeht, bekomme ich als Informatiker natürlich große Angst.

In welcher Hinsicht?
Ich hätte da eher Angst dass die großen sich Dinge wie Scrollbalken oder "Ok"-Buttons oder so patentieren lassen und ich somit meinen Job verliere, sofern ich nicht bei einem dieser Riesen angestellt bin.

ProgrammierTroll Themenstarter:in
107 Beiträge seit 2011
vor 12 Jahren

In welcher Hinsicht?
Ich hätte da eher Angst dass die großen sich Dinge wie Scrollbalken oder "Ok"-Buttons oder so patentieren lassen und ich somit meinen Job verliere, sofern ich nicht bei einem dieser Riesen angestellt bin.

Damit liegst du richtig. Das mit den Buttons ist natürlich arg grenzwertig.

Software ist immatriell und damit ein Produkt, das sich aus Informationen zusammensetzt. Die Piraten stehen für Freiheit der Information. Das betrifft z.B. auch Musik und deren Weitergabe. Ich frage mich, wie ich es einem Kunden erklären soll, dass ich das entwickelte System mit offenem Code ausliefere und die Informationen bezügl. seiner strategischen Kernprozesse für die Konkurrenz und den Rest der Welt offen zugänglich ist.

q.e.d.

5.657 Beiträge seit 2006
vor 12 Jahren

Die Piraten stehen für Freiheit der Information. Das betrifft z.B. auch Musik und deren Weitergabe.

Die Piraten stehen **nicht **für die Abschaffung des Urheber- und anderer Schutzrechte. Sie setzen sich für eine Reform des Urheberrechts ein, so daß z.B. Privatkopien legal werden sollen.

Aber wenn Software nur noch frei ist, wirds bald keinen mehr geben der sie macht. Dann fallen nämlich alle bezahlten Jobs weg und keiner interessiert sich mehr dafür

Echt jetzt?

Weeks of programming can save you hours of planning

1.361 Beiträge seit 2007
vor 12 Jahren

Hallo,

ich finde die Ansichten der Piraten durchaus sympathisch. Eine Foerderung von offenen Standards, freier Software, freiem Informationsfluss heisst nicht, dass alles proprietaere verboten und verteufelt wird.

Du sagst zwar, dass diese Dinge Innovation behindern (weil Innovation kostet Geld, und das muss jemand bezahlen), aber auf der anderen Seite waere Innovation ohne Open Source auch wiederum teurer!

Nimm dir mal ein "innovatives" Startup, das irgendetwas "tolles" im Web aufzieht. Auf den Servern setzen sie vielleicht ein OpenSource Linux ein. Als Entwicklungstool nehmen sie vielleicht eine OpenSource IDE, als WebServer wird wohl der OpenSource Apache herangezogen, als Datenbank vielleicht OpenSource MySQL, CouchDB, etc..., als Code Verwaltung wird OpenSource wie SVN oder Git verwendet, ...
Das junge Startup koennte sich sein innovatives neues Produkt wahrscheinlich einfach von der Entwicklung nicht leisten, wenn sie gleich auf teurer proprietaere Software setzen...
Daher foerdert freie Software auch Innovation!

Ich sehe das genauso. Jemand, der Software entwickelt und programmiert, muss auch dafür angemessen entlohnt werden. Nur muss das der Endkunde sein? Es gibt mitlerweile auch zahlreiche Unternehmen, die ihren (bezahlten) Entwicklern explizit erlauben, sich an OpenSource Projekten zu beteiligen. Bestenfalls so, dass dies der Firma auch etwas bringt.

Daher bedarf es Mechanismen, um die Bezahlung der Software sicherzustellen. Das wiederum erfordert proprietäre Software. Auch ohne Stellung zu beziehen, muss man zugeben, dass diese "Herleitung" falsch ist. Nur weil es eines Mechanismus bedarfs, heisst es nicht, dass dies "Geld pro Nutzungslizenz" sein muss. Lasst uns doch lieber nach neuen Mechanismen suchen!
Auch wenn es sicherlich nicht immer klappt, so soll es doch auch Unternehmen geben, die mit OpenSource Geld verdienen. Beispielsweise dem Support.

Dieses Forum ist doch in gewisser Weise auch "frei". Die Poweruser und Admins koennten ja auch eine C# Beratungsfirma aufmachen, und pro Antwort Geld verlangen. Das wuerde aber nicht gerade die "globale" Innovation steigern.

Gerne kann ja Software zu Beginn proprietaer sein. Aber sie irgendwann frei zu geben, halte ich sinnvoll. Oder eine freie Alternative schaffen. Denn denn koennen alle davon profitieren, und die gesamte IT kann dies nutzen und darauf aufbauend neue Software erschaffen. Wenn nichts frei waere, wuerde wahrscheinlich jede zweite Firma erst einmal das Rad neu erfinden, (weil ein Rad einzukaufen zu teuer waere), also einen eigenen C-Compiler, einen eigenen Web-Server, usw. schreiben - um Kosten zu sparen, statt die frei verfuebare Software als Basis zu nehmen und direkt auf der naechsten Ebene weiter zu machen und sich mit wirklicher Innovation zu beschaeftigen.

Also ich fuehle mich nicht durch open source software bedroht - vielmehr hilft sie mir. Sie beraubt nicht, sie bereichert.

beste Gruesse
zommi

C
2.121 Beiträge seit 2010
vor 12 Jahren

Wer Musik oder Software oder sonst was macht, hat aber trotzdem ein Recht darauf. Wenn das wegfällt, fällt auf die Produktion weg.
Insofern brauchen die Piraten natürlich schon ein ausgeklügeltes Konzept wie sie das eine besser, das andere aber gleichzeitig nicht schlechter machen wollen.

Es gäbe aber schon Dinge die nicht sein müssten. Zum Beispiel hat doch so viel ich weiß mal einer ein Patent darauf bekommen, Städtekennzeichen für Autos (M für München und so) in URLs zu verwenden. Wenn sowas nur verwendet wird um abzumahnen, darf man da gerne eingreifen.

Echt jetzt?

Was soll das bedeuten?

Gerne kann ja Software zu Beginn proprietaer sein. Aber sie irgendwann frei zu geben, halte ich sinnvoll.

Nicht immer. Ich hätte kein Problem damit, noch eine Weile Windows XP zu verwenden, wenn das frei zu haben ist. Nur würden dann viele so denken und MS hätte bald keine Lust mehr, irgendwas weiter zu entwickeln.
Und die ganze auf Kundenwunsch entwickelte Software mit all ihren Betriebsgeheimnissen bleibt auch besser unter Verschluss.

ProgrammierTroll Themenstarter:in
107 Beiträge seit 2011
vor 12 Jahren

Die Piraten stehen **nicht **für die Abschaffung des Urheber- und anderer Schutzrechte. Sie setzen sich für eine Reform des Urheberrechts ein, so daß z.B. Privatkopien legal werden sollen.

Ob die Legalisierung von Tauschbörsen dazu ein adäquates Mittel ist, bezweifle ich aber.
Es hat ja bereits ein Umdenken in der Musik- und Filmindustrie gegeben. Sie müssen wieder versuchen, mehr Geld durch reale Konzerte und Kinovorstellungen einzunehmen (weil jeder Kopierschutz irgendwan geknackt wird), was prinzipiell gar nicht so schlecht ist.

Wie das aber mit Software funktionieren soll, erschließt sich mir nicht.

q.e.d.

G
497 Beiträge seit 2006
vor 12 Jahren

wie teuer und innovationshemmend Patente im Zweifelsfall sein können, sieht man ja schön am Handy- und Tablet-Geschäft. Samsung darf sein Galaxy Tab nicht verkaufen, weil die äußere Form (ein flacher Bildschirm mit einem Knopf) einem Ipad zu ähnlich ist - und da reden wir von einem sehr schlichten Design mit nicht allzu vielen Alleinstellungsmerkmalen. Google kauft mal eben Motorola Mobile, um ein paar Patente in der Hand zu haben - für rund 12 Mrd US-Dollar. Unternehmen wie Microsoft werden verklagt, weil sie eine sehr generös umschriebene Prozedur zum Speichern von Daten, auf Datenbanken basierende Onlineturniere oder andere Entwurfsmuster nutzen, die man als Entwickler am ehesten als "der einzig sinnvolle Weg, sowas zu machen" beschreiben würde. Patente haben einen Sinn und Zweck, aber sie werden schon seit vielen Jahren instrumentalisiert, um Konkurrenten aus dem Geschäftsfeld zu drängen oder am Verkauf zu hindern. Zumindest die ganzen Trivialpatente gehören abgeschafft, sonst machen bald nur noch die ganz großen Läden Software, denn jeder andere muss Angst haben, von Patenttrollen verklagt zu werden, gegen die er sich nicht wehren kann. Und eine Prüfung, ob man gegen Patente verstößt, ist eh nicht möglich. Zum einen ist das Auslegungssache, zum anderen sorgt die schiere Anzahl an Patenten dafür, dass kein Softwareunternehmen der Welt sich da jemals durchgraben könnte.

Freie Software zu fördern heißt ja nicht, kommerzielle Software abzuschaffen. Es gibt ja immer noch reichlich Geschäftsfelder, in denen kommerzielle Software ohne Konkurrenz ist. Und es gibt genauso viele kommerzielle Produkte, die deshalb erfolgreich sind, weil sie ganz einfach innovativer und besser sind als die quelloffene Konkurrenz. Vom Herstellersupport, der in Unternehmen oft Grundvoraussetzung ist, mal ganz abgesehen.

ProgrammierTroll Themenstarter:in
107 Beiträge seit 2011
vor 12 Jahren

Hier geht gerät man natürlich in eine länderspezifische Diskussion. Klar, wenn man - wie in den USA - jeden Furz anmelden kann, ist das sicher nicht zuträglich.

Freie Software zu fördern heißt ja nicht, kommerzielle Software abzuschaffen.

Die Piraten formulieren das erst einmal nicht so offen, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass die Reise in eine solche Richtung gehen wird. Vielleicht nicht in den Parteienführungen selbst, aber in der Basisbewegung wünscht man sich, dass es so kommt in jedem Fall.

q.e.d.

1.361 Beiträge seit 2007
vor 12 Jahren

noch ein paar Punkte:

Außerdem wird freie Software kaum an individuelle Bedürfnisse angepasst und supportet. Perfekt, also gibt es doch noch ein Geschaeftsmodell, was in Harmonie mit OpenSource zusammenleben kann. Spezialwuensche, besondere Anpassungen. Warum soll ich nicht jemanden dafuer bezahlen, dass er Features in Software implementiert. Und dann ist das eben OpenSource, na und? Ich will, dass jemand das Feature zeitnah und zuverlaessig implementiert, also bezahle ich ihn dafuer.

Waere nur ein noch staerkeres Umdenken von Software als Produkt hin zu Softwareentwicklung als Dienstleistung.

Gerne kann ja Software zu Beginn proprietaer sein. Aber sie irgendwann frei zu geben, halte ich sinnvoll.
Nicht immer. Ich hätte kein Problem damit, noch eine Weile Windows XP zu verwenden, wenn das frei zu haben ist. Nur würden dann viele so denken und MS hätte bald keine Lust mehr, irgendwas weiter zu entwickeln.

Aber fuer 90% (willkuerliche Zahl) der Unternehmen is doch der Einsatz von Windows XP "kostenlos", weil sie die Lizenzen einfach haben. Dennoch bietet Microsoft die neuen Windows Versionen ja sogar in einer Update-Lizenz an! Es wird also sicherlich Leute geben, die Geld dafuer bezahlen, dass sie das neue bekommen.

beste Gruesse
zommi

A
764 Beiträge seit 2007
vor 12 Jahren

Also es stimmt natürlich nicht, dass freie Softwäre == kostenlose Software ist. Quelloffene Software kann natürlich weiterhin verkauft werden.

Auch stimmt es nicht, dass mit kostenloser Software kein Geld verdient werden kann. Unser unternehmen ist Kunde bei einem Dienstleister, der eine quelloffene und kostenlose Software für uns anpasst.

ProgrammierTroll Themenstarter:in
107 Beiträge seit 2011
vor 12 Jahren

Kommt sicher auch auf die Software an.

Wir entwickeln Individualsoftware, die strategische Kernprozesse von Kunden abbildet. Da kann ich den Source nicht offenlegen. Wir hatten schon massiven Ärger mit Kunden, weil wir ein Projekt für einen Kunden aus der selben Branche aufziehen wollten. Die hatten einfach Angst um ihre fachlichen Modelle, was ich verstehen kann.

q.e.d.

B
357 Beiträge seit 2010
vor 12 Jahren

Insbesondere die Verwertungsrechte gehören reformiert. Musikstücke, die z.B. älter als 25 Jahre sind, sollten frei verfügbar sein. Wie jeder einzelne drankommt ist dessen Problem, aber Strafverfolgung von dergleichen sollte dann abgeschafft sein. Dasselbe bei Büchern und anderem geistigen Eigentum. Oder besser noch, diese Dinge dem Patentrecht in Sachen Fristen anpassen. Wenn ich es noch richtig im Kopf habe, laufen Patente nach 20 Jahren aus. Das wäre eine angemessene Frist für die Künstler mit ihren Werken Geld zu verdienen, und danach ist alles frei (also die guten 80er Musikstücke wären z.B. alle schon frei). Ebenso abgeschafft gehören horrende Summen bei geringfügigen Verstößen gegen das Urheberrecht. Klar, Millionenentschädigungen wie in den USA gibt es hier nicht. Aber auch eine Klage über ein paar zehntausend Euro kann eine Existenz grundlegend vernichten. Wozu das? Wird der Schaden dadurch ungeschehen? Ich schätze bei den allermeisten hat eine Strenge Verwarnung und eine Unterlassungserklärung genug heilenden und erziehenden Charakter. Bei "Wiederholungstätern" kann man dann ja immer noch abkassieren, wenn man glaubt, dass es das bringt. Ansonsten halte ich 100-200 Euro Strafe und eben besagte Unterlassungserklärung für absolut ausreichend.

Eine Reformierung des Patentrechts halte ich ebenfalls für unumgänglich. Wie schon gesagt wurde, kann es nicht sein, dass x Firmen mit idiotischen Trivialpatenten einen nach dem anderen verklagen und damit echte Innovationen blockieren, die dort evtl. entstanden wären. OK-Button und andere Oberflächenelemente? Die ältesten dürften schon mehr als 20 Jahre auf dem Buckel haben -> nicht mehr patentierbar, da state of the art.

5.657 Beiträge seit 2006
vor 12 Jahren

Wenn ich es noch richtig im Kopf habe, laufen Patente nach 20 Jahren aus. Das wäre eine angemessene Frist für die Künstler mit ihren Werken Geld zu verdienen, und danach ist alles frei (also die guten 80er Musikstücke wären z.B. alle schon frei).

Ich denke, du verwechselst hier Patentrecht mit Urheberrecht. Solche Halbinformationen sind für diese Diskussion nicht besonders hilfreich. Es geht schließlich nicht um einem Rundumschlag gegen diese Gesetze, sondern um die Piratenpartei und wie uns deren Programm tangieren könnte.

Weeks of programming can save you hours of planning

B
357 Beiträge seit 2010
vor 12 Jahren

Ich denke, du verwechselst hier Patentrecht mit Urheberrecht.

Eigentlich verwechsle ich da gar nichts. Ich sagte ja, dass man sich hier an den Fristen des Patentrechts orientieren sollte, nicht, dass Musikstücke bereits jetzt diesen Fristen unterliegen. Konjunktiv.

T
708 Beiträge seit 2008
vor 12 Jahren

Hallo zusammen,

erstmal generell zu den Piraten(parteien):
Dies ist ja nicht unbedingt eine nationales Unterfangen, da sich in vielen Ländern aus den Bewegungen Parteien bilden.
Momentan polarisieren diese Piratenparteien ähnlich den Grünen Ende der 80er. Ein Haufen Rollkragenpulliträger, die Probleme von Bürgern aufgreifen, die in der Politik bisher keinen Platz hatten.
Vorher Tier-& Umweltschutz, heute Datenschutz und Aufklärung (Auf das Internet bezogen).

Nun ist das rapide Wachstum der Piratenpartei auch deren größtes Problem. Wo sollen ein paar wahllos zusammengewürfelte Einzelpersonen auf einmal ein Parteiprogramm bereitstellen, welches die Interessen der Wähler aber auch der Gründer vertritt.

Generelle Straffreiheit beim Laden von Musik oder Software ist einfach nicht salonfähig. Stellt aber den Ursprung der Piraten dar. Also gibt es nun Kompromisse. Und exakt so liest sich deren Programm (mit den oben genannten Punkten) auch.

Kurzfristig sehe ich ein Umdenken bei den anderen Parteien, die sich den Themen Software Recht und Internetsicherheit befassen. Langfristig mutiert die Piratenpartei zu einer kommerziell ausgerichteten Partei wie alle anderen auch 😉

Daher sehe ich keine Änderungen in irgendwelchen Patentrechten auf uns zukommen. Meines Erachtens wird nur das, was wir als ITler schon wissen nun an die breite Masse gebracht.

Bezogen auf Verwertungsrechte:
Es ist ja schön und gut sein Geld per Dienstleistung zu verdienen und das Kernprodukt kostenlos zu vertreiben. Kauft man selbst diese Kernprodukt ein, ist doch der Hersteller auch mein Dienstleister und ich muss ihn entlohnen.
Wie TV Kaiser sagen würde: "Ein Teufelskreis" 😉

Wenn mein Nachbar Gärtner ist und ich ihn meinen Rasen mähen lasse, ist jedem Menschen klar, dass dieser dafür bezahlt wird. Es ist sein Job und es kostet ihn Zeit.
Passe ich mal "eben" eine Software an oder leiste telefonisch Support ist dies immer alles kostenlos, da das Ergebnis nicht greifbar ist.
Genauso wie mit Musik oder Filmen (Klaue ich ja nicht physisch, die bleibt ja wo ist ist^^)
Haut irgendwie nicht so hin, oder?

Bislang reguliert sich der Markt ganz gut selbst und kann entscheiden ob er durch die Software, Werbung oder Support sein Geld verdienen möchte.

Die 8% in Berlin werden auch keinen Streit zwischen Apple und Samsung gesetzlich regulieren können 😄

Kurzum: Es bleibt alles wie es ist!

799 Beiträge seit 2007
vor 12 Jahren

Wir entwickeln Individualsoftware, die strategische Kernprozesse von Kunden abbildet. Da kann ich den Source nicht offenlegen.

Ich verstehe das Problem nicht. Software offen zu legen bedeutet ja nicht sie öffentlich zu machen. Wenn jeder der dein Produkt kauft auch Zugriff auf den Source bekommt, bedeutet das überhaupt keine Gefahr für deinen Kunden.

Höchstens für euch, falls das Unternehmen meint es besser zu können als ihr. Was bei guter Qualität kaum realisitisch ist.

As a man thinketh in his heart, so he is.

  • Jun Fan
    Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.
  • Erich Kästner
    Krawutzi-Kaputzi
  • Kasperl
ProgrammierTroll Themenstarter:in
107 Beiträge seit 2011
vor 12 Jahren

Dann verstehe ich nich, was sie mit "Systeme kollektiv und demokratisch weiter zu entwickeln” meinen, wenn niemand anderes Zugriff auf den Source hat, würde das nicht funktionieren.

q.e.d.

M
7 Beiträge seit 2011
vor 12 Jahren

Das, was Gift für jeden Programmier ist, der weder bei einem Großkonzern angestellt ist noch sich drei Rechtsanwälte leisten kann die jede Programmzeile die er schreibt auf mögliche zufällige ungewollte Patentverletzungen untersuchen, sind Softwarepatente.

Die Piratenpartei ist (a) gegen Softwarepatente und hat (b) auch den Sachverstand dazu. Somit finde ich den Erfolg der Piratenpartei gut.

Bzgl Urheberrecht - das wird die Piratenpartei eh nicht kippen.

Bzgl Förderung von Open Source - ich finde auch, Open Source sollte gefördert werden, wie zB Mono, was aber nicht heisst, dass ich oder Microsoft gezwungen wird, alle Software zu "opensourcen". Förderung heisst eben Förderung, und ggf rechtlichen Schutz von Opensource-Software, nicht Zwang.

ProgrammierTroll Themenstarter:in
107 Beiträge seit 2011
vor 12 Jahren

Bzgl Förderung von Open Source - ich finde auch, Open Source sollte gefördert werden, wie zB Mono, was aber nicht heisst, dass ich oder Microsoft gezwungen wird, alle Software zu "opensourcen". Förderung heisst eben Förderung, und ggf rechtlichen Schutz von Opensource-Software, nicht Zwang.

Dem würde ich mich anschließen, wenn es so wäre. Tatsächlich ist es aber so, dass die Community genau diesen Offenlegung von Source z.B. bei Betriebsystemen fordert. Das ist eben eine typisch linke Bewegung, die als Feindbild die "bösen Softwarehersteller" - allen voran natürlich Microsoft - auserkoren hat. Ich empfinde das als existenzbedrohend.

Ein Argument, das ein Überzeugter mir entegenwarf war: "Man compiliert einfach und das kostet nichts, das solltest du als Informatiker wissen, gut es gibt neue Entwicklungen und Updates aber das muss dann die Firma gebacken kriegen."

q.e.d.

C
2.121 Beiträge seit 2010
vor 12 Jahren

Wenn jeder der dein Produkt kauft auch Zugriff auf den Source bekommt, bedeutet das überhaupt keine Gefahr für deinen Kunden.

Aber für mich. Wenn mein Source draußen ist und jeder kann dran rum machen wie er will, verkaufe ich nichts mehr. sondern vielleicht ein anderer der das billiger tun kann weil er keine jahrelange Entwicklung damit hatte. Das ist doch das selbe wie bei Medikamenten.

Davon abgesehen will der typische Kunde gar keinen Source. Der will Software die funktioniert und einen Dienstleister der das zustande kriegt und Fehler schnell behebt. Der will nicht für ihn) kryptisches Zeug sehen das er nicht versteht und für das keiner mehr die Verantwortung übernehmen will, da niemand weiß wer alles dazwischen gepfuscht haben könnte.

Open Source fördern und fordern ist ein himmelweiter Unterschied!

B
357 Beiträge seit 2010
vor 12 Jahren

Das kommt ganz auf den Code an, oder nicht? Ein Programm mit 1 Mio. LoC und fast keinen Kommentaren ist IMHO nicht wartbar oder erweiterbar. Ohne dann noch massiv Zeit und Geld zu investieren kann man mit dem Code genau gar nichts anfangen, besonders dann, wenn keine Fachleute drangesetzt werden.

G
497 Beiträge seit 2006
vor 12 Jahren

Hier geht gerät man natürlich in eine länderspezifische Diskussion. Klar, wenn man - wie in den USA - jeden Furz anmelden kann, ist das sicher nicht zuträglich.

Freie Software zu fördern heißt ja nicht, kommerzielle Software abzuschaffen.

Die Piraten formulieren das erst einmal nicht so offen, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass die Reise in eine solche Richtung gehen wird. Vielleicht nicht in den Parteienführungen selbst, aber in der Basisbewegung wünscht man sich, dass es so kommt in jedem Fall.

zum einen ist das gar nicht so länderspezifisch. Das Verkaufsverbot fürs Galaxy Tab wurde u.a. am Landgericht Düsseldorf erwirkt.

Die Förderung offener Software interessiert selbst die Piraten nur da, wo es jeden was angeht. Also hauptsächlich beim Betriebssystem oder auch beim Browser. Ob Unternehmen X eine kundenindividuelle Software betreibt, ist auch denen ziemlich egal. Die würden nur ganz gerne das Beinahe-Monopol von Microsoft am Arbeitsplatz und am privaten Rechner brechen.

Und was die "Parteibasis" angeht: da dürfte auch keiner mehr die Grünen wählen, weil deren Basis vermutlich bei der ersten Gelegenheit das Auto verbieten würde. Aber selbst nach 7 Jahren Rot-Grün fahren wir noch fröhlich mit den Spritfressern rum.

Die Forderung nach Einblick in Quellcode ist ja selbst bei MS schon vor langer Zeit angekommen. Da gewährt man zwar nicht jedem, aber schon vielen großen Kunden Einblick. Das .Net-Framework ist ebenfalls offengelegt worden. SAP lässt alle seine Kunden in seine Quellcodes (zumindest die vom ERP) reinschauen. Da gehts nicht um Hippiebewegung oder freies Raubkopieren für alle, sondern um Sicherheitsbedenken individueller Kunden und Regierungen.

ProgrammierTroll Themenstarter:in
107 Beiträge seit 2011
vor 12 Jahren

Was Standardsoftware angeht, würde ich zustimmen. Die betriebswirtschaftlichen Funktionen bilden rein administrative Prozesse ohne besonderen strategischen Nutzen ab. Interessant wird es dort erst beim Business Blueprint und dem Customizing.

q.e.d.

49.485 Beiträge seit 2005
vor 12 Jahren

Hallo zusammen,

Wie steht ihr dazu?

üblicherweise schreibe ich zu solchen Themen selber ausführliche Antworten. Heute kann ich mich kurz fassen, denn in seinen beiden Beiträgen oben hat zommi erstaunlich genau das geschrieben, was ich auch geschrieben hätte. Wer also wissen will, wie ich das sehe, braucht nur die sehr guten Beiträge von zommi lesen.

herbivore

ProgrammierTroll Themenstarter:in
107 Beiträge seit 2011
vor 12 Jahren

Dass OpenSource, Open Innovation oder "Wisdom of the Crowds" tolle Dinge sind, von denen wir alle profitieren, will hier sicher niemand bestreiten. Die Frage ist doch, wie man in Zukunft mit geistiger Tätigkeit umgeht und sie wertschätzt.

In der industriellen Fertigung fordert auch niemand die Ingenieure auf, ihre Konzepte und Ideen, die ihren technischen Fortschritt begründen, einfach offen zu legen. Warum so ein massiver Unterschied zwischen matriellen und immatriellen Produkten gemacht wird, habe ich nicht verstanden. Ein Wettbewerb braucht immer Differenzierungsmöglichkeiten, auf denen sich der Erfolg eines Unternehmens begründet.

q.e.d.

49.485 Beiträge seit 2005
vor 12 Jahren

Hallo ProgrammierTroll,

In der industriellen Fertigung fordert auch niemand ...

wie schon weiter oben angerissen, gibt es einen Unterschied zwischen (freie Software) fördern und fordern. 😃

Mal abgesehen davon, dass es beim Urheberrecht um Bundesrecht geht, das die Piratenpartei vom Berliner Abgeordnetenhaus aus nur sehr begrenzt beeinflussen kann, gibt es ja noch das Grundgesetz, die das Eigentum - auch das geistige - unter besonderen Schutz stellt. Das Urheberrecht kann also nur im Rahmen des Grundgesetzes geändert werden. Und die 2/3 Mehrheit in Bundestag, die für eine Grundgesetzänderung erforderlich ist, wird die Piratenpartei auf absehbare Zeit nicht bekommen.

herbivore

ProgrammierTroll Themenstarter:in
107 Beiträge seit 2011
vor 12 Jahren

Das ist richtig. Ich wollte auch gar nicht so sehr auf der Partei an sich herumreiten. Bei den Grünen hat es ja auch 30 Jahre gedauert, bis sie tatsächlich selbst Gestaltungsmöglichkeiten erlangte.
Mir ging es eher um die Ideologie der Bewegung, die da hinter steht. Nämlich, dass Dinge - sei es nun Software oder Musik - die aus einem geistig/schöpferischen Prozess enstanden sind, auch für jeden frei zugänglich zu sein haben.

q.e.d.

49.485 Beiträge seit 2005
vor 12 Jahren

Hallo ProgrammierTroll,

freier Zugang zu Wissen und freier Zugang zu Kultur hat durchaus seinen Reiz. Natürlich bei gleichzeitiger angemessener Entlohnung der Urheber, sofern diese eine solche wünschen. Ich selbst bin ja auch Urheber, aber stelle meinen Wissen und meine Erfahrung hier im Forum bewusst kostenlos zur Verfügung (zu den genauen Beweggründen siehe Was bewegt euch zum Helfen im Forum?).

Mich ärgert es z.B. dass - wenn ich mich nicht irre - öffentlich rechtlichen Sender selbst bei Auftragsproduktionen, die sie vollständig finanzieren, bei denen der oder die Urheber also kein finanzielles Risiko tragen, die Sender nicht alle Nutzungsrechte erhalten, also z.B. nicht das Recht, das Archiv zu öffnen und den Film bzw. Beitrag frei ins Netz zu stellen. Obwohl die Produktion vollständig von den Gebührenzahlen (und damit quasi von der Gesellschaft) finanziert wurde, bekommt die Gesellschaft nicht die vollen Rechte daran.

Wenn ich einen Schuster dafür bezahle, dass er mir Schuhe macht (ihm also Arbeitszeit und Material voll und die Produktionsmittel anteilig bezahle), bekomme ich die Schuhe und kann damit machen, was ich will. Ich habe also automatisch den vollen Nutzen und die volle Gewalt über das von mir bezahlte Produkt. Wenn ich einen Urheber in gleicher Weise bezahle, und mir nicht explizit alle Nutzungsrechte übertragen lasse (was gar nicht so einfach ist), habe ich nicht den vollen Nutzen und die volle Gewalt. Und das führt dann zu der im vorigen Absatz beschriebenen, unbefriedigenden Situation.

herbivore

6.911 Beiträge seit 2009
vor 12 Jahren

Hallo ProgrammierTroll,

In der industriellen Fertigung fordert auch niemand die Ingenieure auf, ihre Konzepte und Ideen, die ihren technischen Fortschritt begründen, einfach offen zu legen.

Die Konzepte und Ideen werden auch bei OpenSource nicht zwangsweise offengelegt, meist nur in Form von Code. Warum was wie genau ist geht auch dort (meist) unter.

In der industriellen Fertigung werden tw. auch die Pläne offengelegt. Nicht unbedingt für jeden zugänglich (also z.B. über das Internet abrufbar), aber dem relevanten Nutzerkreis zugänglich gemacht und sind somit offengelgt, im Sinne von "außerhalb der Firmengrenzen verfügbar".

Es kommt darauf was du jetzt genau unter "industrieller Fertigung" verstehst, aber einige Beispiele:*PKW/LKW-Hersteller geben Pläne für die Kfz-Werkstätten heraus die einiges am techn. Know-How beinhalten. Nur so kann der gesamte Produktlebenszyklus und Sicherheit gewährleistet werden. *Motoren-Hersteller (nicht bezogen auf PKW) geben Pläne und relevante Konzept-Daten heraus, damit der Service sichergestellt werden kann und Kunden überzeugt werden können. *Messgerät-Hersteller (keine 08/15 Messgeräte) geben sogar Konzepte preis, nur damit sie ihren Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz bewerben können und/oder die Korrektheit des Verfahrens validierbar zu machen. (Hier ist aber das Konzept dann meist auch (patentrechtlich) geschützt, aber diesen Punkt hast du in der "Forderung" nicht erwähnt.

*In techn. Fachzeitschriften werden viele Konzepte offengelegt um den Vorteil gegenüber der Konkurrenz zu zeigen und den Schöpferwert eines Unternehmes zu zeigen. *Stahlhersteller legen die chem. Zusammensetzung ihrere Produkte (also ein wesentlicher Teil des Konzepts) offen.

Das könnte ich noch (fast beliebig) fortsetzen, aber ich denke dass dies zeigt dass die industrielle Fertigung (zumindest ein Teil davon) sehr wohl sehr viel offenlegt. Sogar mehr als dies von der Software-Industrie gemacht wird.

Ein Wettbewerb braucht immer Differenzierungsmöglichkeiten, auf denen sich der Erfolg eines Unternehmens begründet.

Und genau dafür wird sehr viel offengelegt. Wenn alles "closed" ist, gibt es nichts was man vergleichen könnte. Außer den "Fakten" der Werbe-/Verkaufsabteilung und was diese Wert sind, kann jeder selbst entscheiden.

In der industriellen Fertigung ist vieles offen und "dekompilieren" meist trivial und wird oft durchgeführt, dennoch existiert dieser Wirtschaftszweig gewinnbringend. Ich sehe also nicht warum sich die Software-Industrie hier gefährdet fühlen muss. Sie muss nur die richtigen Wege finde. Einige Möglichkeiten wurden in diesem Thema schon erwähnt.

mfG Gü

Stellt fachliche Fragen bitte im Forum, damit von den Antworten alle profitieren. Daher beantworte ich solche Fragen nicht per PM.

"Alle sagten, das geht nicht! Dann kam einer, der wusste das nicht - und hat's gemacht!"

ProgrammierTroll Themenstarter:in
107 Beiträge seit 2011
vor 12 Jahren

Was die Kunst angeht, ist es die Idee der Piraten, Künstler mit einer Kulturflatrate für ihre Arbeit zu entlohnen. Natürlich könnte man auch über eine Entwickler-Flatrate nachdenken.

Was ich mit industrieller Fertigung meinte, ist, ist z.B. ein Unternehmen wie Toyata, das z.B. auf dem Gebiet der Hybrid-Motoren technischen Vorsprung erlangt hat. Diese Vorsprung resultiert aus der Arbeit der FuE-Abteilung dieses Unternehmens. Deutsche Hersteller hinken hinterher, weil sie diese FuE-Arbeit nicht geleistet haben.
Es kann nun niemand einfach zu Toyata gehen und die CAD-Pläne oder sonstige Informationen bezüglich der Motoren, Speicherzellen oder was auch immer herausfordern. Im Gegenteil, die Unternehmen versuchen nach Kräften, sich gegen solche "Industrie-Spionage" zu wehren, um ihren technischen Vorsprung aufrecht zu erhalten.

Ich kann verstehen, dass einigen das nicht gefällt. Aber aus meiner Sicht es far, dass der Innovativerer auch belohnt wird.

q.e.d.

49.485 Beiträge seit 2005
vor 12 Jahren

Hallo ProgrammierTroll,

es gilt eben, die richtige Balance zu finden, so dass es einerseits genug Anreize für Innovationen gibt, und andererseits der dadurch generierte Nutzen möglichst der gesamten Menschheit ohne zu große Hürden zugute kommt. Natürlich kann ich verstehen, dass z.B. die Pharmaindustrie ihre immensen Forschungs- und Entwicklungskosten durch Patente schützen will, und anderseits hat vermutlich jeder ein ungutes Gefühl dabei, wenn Menschen in weniger entwickelten Länder unnötig leiden oder gar sterben müssen, weil sie sich die teuren Medikamente nicht leisten können. Wir brauchen also Innovationen und einen möglichst barrierefreien Zugang für alle dazu. Ich sehe mehr Chancen als Risiken darin, wenn in diesem Bereich etwas in Bewegung kommt.

herbivore

C
1.214 Beiträge seit 2006
vor 12 Jahren

Ich habe auch schon paar mal über sowas nachgedacht. Hier gibt es natürlich Risiken und Chancen, eine klare Meinung hat sich bei mir auch noch nicht herausgebildet. Ich sehe meine Stelle als Entwickler eigentlich überhaupt nicht in Gefahr und habe auch keine Angst, dass ich in Zukunft Probleme haben könnte, eine Stelle zu finden. Wo ich aber sehr wohl Probleme sehe, ist als Shareware Entwickler nebenbei etwas zu verdienen. Diesen Hintergedanken hatte ich früher nämlich auch. Es geht zwar immer noch was, aber nicht mehr in dem Umfang wie früher und man muss wirklich Nischen finden, um etwas verkaufen zu können, und mit Nischenprodukten ist es auch schwieriger, so viel zu verdienen, dass sich das lohnt. Man hat praktisch keine Chance mehr, mit sowas wie einem pfiffigen Dateipacker, Dateimanager, Downloadmanager, Verschlüsselungstool oder ähnlichem Geld zu verdienen, weil es das alles schon kostenlos und als Open Source gibt, und es ist relativ einfach möglich, auf Basis dieser Open Source Produkte neue, interessante Features umzusetzen. Natürlich freut mich das aber auch aus Anwendersicht, dass ich nicht mehr Geld für so "triviale" Software wie Dateipacker ausgeben muss. Im Endeffekt überwiegen hier die Vorteile von offener Software für den einzelnen denke ich deutlich. Denn selbst wenn es keine kostenlosen Produkte geben würde, so hätte trotzdem nicht jeder Programmierer sein selbstentwickeltes Tool verkaufen können, irgendwann ist der Markt gesättigt.

Dann gibt es noch "die andere" Software. Das ist wohl das, was wir alle tagtäglich schreiben. Und das ist meist Branchensoftware oder Speziallösungen für einzelne Firmen. Und hier bringt Open Source meiner Meinung nach eigentlich nur Vorteile mit sich. Eigentlich nicht unbedingt Open Source im engeren Sinne, sondern eher "offene" Software, offene Protokolle, offene Ansätze. Denn insgesamt wird Software deutlich komplexer und leistungsfähiger. Zum einen braucht man dafür leistungsfähige Tools, die zum einem guten Teil durch Open Source abgedeckt werden. Zum anderen ist es aber für alle von Vorteil, wenn nicht jeder Hersteller sein eigenes Süppchen kocht, sondern offene und erweiterbare Produkte zur Verfügung stellt. Viele sehen das zwar als Nachteil, wenn irgendeine Software "immer mehr nutzlose Funktionen" hat, aber was der eine vielleicht nicht braucht, braucht vielleicht der andere. Und gerade im "Enterprise" Umfeld ist es immer ein Vorteil, wenn man mehr Fremdsysteme anbinden und mehr Funktionalität anbieten kann. Banales Beispiel, PDF Export. Gibts als Open Source, also kann man wohl schlecht eine eigene Library schreiben und verkaufen. Bietet man aber PDF Export in seiner Software an (indem man eine Open Source Library verwendet), bietet man dem Kunden dadurch einen Mehrwert, er ist bereit mehr zu zahlen, oder ist zufriedener usw... Und für sowas gibt es sehr viele Beispiele.

Was das Beispiel mit der Videobearbeitungssoftware vom Programmiertroll angeht, so bin ich auch hier gespaltener Meinung. Einerseits ist es wirklich ein Beispiel, wo ich ihm Recht geben würde. Das ist natürlich gerade so ein gefährlicher Bereich, wo man eine hochkomplexe Software für den "Massenmarkt" schreibt, und der Markt durch Open Source Produkte eingeschränkt wird und sich die Investitionen vielleicht nicht mehr lohnen. Aber ich denke, das ist eine Ausnahme, die vielleicht wenige Prozent der Informatiker betrifft. Andererseits ist auch die Frage, was ist "Videobearbeitung" und wer schreibt das? Ich habe vor Monaten einen Artikel über Open Source in Hollywood gelesen, kann ich mich leider eher schlecht daran erinnern. Es ging in etwa darum, dass große Studios dazu übergehen, neue Entwicklungen freizugeben. Es ging z.B. im Spezialeffekte, Dateiformate, Verfahren zur Optimierung des Speicherplatzes usw. Sie haben wohl eingesehen, dass es ein Vorteil für alle ist, sich teure Eigenentwicklungen zu sparen, in dem sie sich gegenseitig an ihren Errungenschaften teilhaben lassen. Und sie setzen ihre Entwicklungen als Standards durch, wenn sie sie als erste veröffentlichen. Aber warum gerade das ein Vorteil ist, kann ich mich leider nicht erinnern 😃

Und vielleicht noch ein Wort zur Piratenpartei selber, es geht ja schließlich nicht nur um Open Source. Ich würde es einfach begrüßen, wenn in der Politik mehr Leute vertreten wären, die sich mit Computern und Internet auskennen und die anderen Politiker beraten, oder notfalls stoppen könnten, die ohne auch nur ansatzweise eine Ahnung davon zu haben, Gesetze herausbringen und über etwas entscheiden, was sie nicht verstehen. Ob die Piratenpartei dabei eine Lösung darstellt, weiß ich nicht. Ich fürchte, eher nicht...

M
7 Beiträge seit 2011
vor 12 Jahren

Ich war schon auf deren Treffen, ohne dort Parteimitglied zu sein.
Die meisten sind EDV-ler !
Informatiker und Softwareentwickler haben es in der Politik bisher nicht weit gebracht.

Gesetze werden von einer Mehrheit von Politikern gemacht, die bis vor nem Jahr nicht wussten, was ein Browser ist.

Die Piraten sind die erste Partei des EDV-Zeitalters.

A
764 Beiträge seit 2007
vor 12 Jahren

Was bisher in der Diskussion ziemlich untergegangen ist und eigendlich gar nicht in diese Diskussion gehört ist, dass die Piraten sich ja nicht nur mit Internet und Urheberrecht beschäftigen. Aber dass sollte wenigstens mal erwähnt werden.

Ein imho viel wichtigeres Thema ist die Transparenz in der Politik. Ich möchte wissen, warum unsere Politiker welche Entscheidungen treffen um dann entsprechend wählen zu können.
Und ich möchte nicht, dass so Dinge wie Kohls Ehrenwort-Affäre oder Schäubles 100k €-Affäre wieder auftreten. Und ich möchte wissen warum Schröder direkt nach seine Amtszeit bei Gasbrom anfängt. Ich habe nämlich den Eindruck, dass unsere Politiker nicht immer dem Volk dienen. Mehr Transparenz könnte da sehr förderlich sein.

Noch ein Thema sind die Bürgerrechte. Überall werden Terrorgesetze verschärft, mehr Überwachung gefordert und Grundrechte für den Sicherheitswahn über Bord geworfen. Naja, ziemlich polemisch jetzt, aber trotzdem irgendwie wahr.