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Was ist eure Meinung zum Thema Zensur im Internet ?

Erstellt von Programmierhans vor 12 Jahren Letzter Beitrag vor 12 Jahren 1.972 Views
Programmierhans Themenstarter:in
4.221 Beiträge seit 2005
vor 12 Jahren
Was ist eure Meinung zum Thema Zensur im Internet ?

Wie der Titel schon beschreibt würde mich interessieren wie ihr zum Thema Zensur im Internet steht.

Gruss
Programmierhans

Edit: Hier noch der Link zu Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Zensur_(Informationskontrolle)

Früher war ich unentschlossen, heute bin ich mir da nicht mehr so sicher...

265 Beiträge seit 2006
vor 12 Jahren

Noch ein Link: http://de.wikipedia.org/wiki/Sperrungen_von_Internetinhalten_in_Deutschland
Löschen statt sperren!
Ich bin absolut gegen eine Zensur, da eine Kontrolle was genau zensiert wird wohl problematisch ist. Bestimmte verbotene Inhalte (Volksverhetzung, Kinderpornographie, etc.) sollten gelöscht statt gesperrt (=zensiert) werden.
Außerdem kostet eine Zensur nur viel Geld und bringt wenig (Beispiel Zugangserschwerungsgesetz).

Ich finde auch ein die Zensur von Computerspielen, die ohnehin nur an Erwachsene verkauft werden dürfen, falsch (Bei Wolfenstein kämpft man in der deutschen Version nicht gegen Nazis, sondern gegen eine Sekte)

Ich verwende das Firefox Addon Stealthy, mit dem ich einfach temporär einen beliebigen ausländischen Proxy aktivieren kann und so jeder deutschen Zensur entgehe (auch praktisch für youtube Musikvideos).

-=MasterMax=-

3.825 Beiträge seit 2006
vor 12 Jahren

Ich bin auch gegen eine Zensur im Internet.

Anstatt sich die Augen zuzuhalten sollte man die Verbrechen, die z.B. hinter KP Bildern stecken, aufklären und die Täter bestrafen.

Diejenigen, die sich öffentlich für eine Zensur einsetzen, tun dies oft nur aus Selbstdarstellung oder haben selbst Dreck am Stecken :

Schützt endlich unsere Kinder: Was steckt hinter der Aktion?

Grüße Bernd

Workshop : Datenbanken mit ADO.NET
Xamarin Mobile App : Finderwille Einsatz App
Unternehmenssoftware : Quasar-3

J
193 Beiträge seit 2007
vor 12 Jahren

Ich bin, wie meine Vorredner auch, strikt gegen Zensur in jeder Form.

Zensur dient nur der (Selbst-)Täuschung. Probleme, die man ausblendet, verschwinden nicht einfach von selbst. Im Gegenteil. Sie wachsen.

6.862 Beiträge seit 2003
vor 12 Jahren

Hallo,

was bei der ganzen Diskussion oft untergeht sind die rechtlichen und technischen Schwierigkeiten - egal ob jetzt löschen oder nachzensieren (das muss man auch betonen - es geht um Nachzensur welche in Deutschland erlaubt ist, nicht um Vorzensur welche schon von der Verfassung untersagt wird).

Das Internet ist kein rechtsfreier Raum, aber lässt sich auch schwer einem bestimmten Rechtssystem zuordnen. Deutsche Gesetze gelten in Deutschland und nicht woanders in der Welt. Ich mein bei Themen wie Kinderpornographie die in einer Vielzahl von Ländern gleich unter Strafe stehen ist die Sachlage leichter, aber nehmen wir mal das Thema Urheberrechtsverletzungen.

Irgendjemand erwirbt für ein Werk die Verbreitungsrechte in Land x, hostet das Werk aber bei einem Hoster in Land y wo er nicht die Verbreitungsrechte hat und jemand anderes aus Land z erlangt Zugriff auf das Werk und lädt es runter, obwohl für Land z auch nicht die Verbreitungsrechte vorhanden sind.

Was nun? Löschen weil in Land y keine Verbreitungsrechte vorliegen? Nachzensieren durch Zugriffsverhinderung durch Land z damit von dort niemand mehr drauf zugreifen kann? Oder soll Land z den Hoster in Land y beauftragen den Inhalt zu löschen? Was hat aber derjenige aus Land x der das Werk nur in Land y hosten lässt, selber aber nicht verbreitet, falsch gemacht, was eine Löschung rechtfertigt? Wenn jemand seine Inhalte löscht, kann er selber wieder Rechtsmittel benutzen da er in seinem Land x gegen kein Recht verstoßen hat. Und das sind nur nen paar Fragen richtig rechtliche Seite, von der technischen Umsetzung in einem vielverknüpften Netzwerk mal ganz abgesehen.

Löschen statt zensieren sagt sich immer so leicht, über Gesetzesentwürfe wird diskutiert ohne Ende und egal was rauskommt für schlecht empfunden - aber Gesetze müssen da sein um nicht nur rechtlich einfache Fälle abzudecken, sondern um allgemein zu gelten. Und genau da wird es bei dem Thema sehr schwer.

Ich bin absolut gegen eine Zensur...

Ich bin, wie meine Vorredner auch, strikt gegen Zensur in jeder Form.

Siehe meinen Punkt bezüglich Vorzensur und Nachzensur weiter oben. In Deutschland wird tagtäglich in allen möglichen Medien nachzensiert und ist auch ohne weiteres erlaubt. Wenn nen Film geschnitten wird, damit er um 20.15 statt erst um 22.00 Uhr laufen kann, ist das auch Zensur und dagegen sagt kaum jemand was - nur so wegen der pauschalen Aussage "ich bin gegen Zensur".

Baka wa shinanakya naoranai.

Mein XING Profil.

265 Beiträge seit 2006
vor 12 Jahren

Wenn nen Film geschnitten wird, damit er um 20.15 statt erst um 22.00 Uhr laufen kann, ist das auch Zensur und dagegen sagt kaum jemand was - nur so wegen der pauschalen Aussage "ich bin gegen Zensur".

Das sehe ich nicht direkt als Zensur an: Hier bestimmt ja der Sender was er sendet und hat dabei die Wahl zwischen der nicht (oder weniger stark) zensierten Version ab 22.00 oder, bei der er vermutlich weniger Zuschauer hat und der zensierten ab 20.15. Wenn ich die unzensierte Version möchte, dann kann ich mir den Film ja kaufen.
Dass beispielsweise X-Men Origins: Wolverine zensiert wurde, damit er in Deutschland ab 16 im Kino laufen kann fand ich ein wenig lächerlich, da man in Kinos das Alter der Zuschauer noch am Besten überwachen kann... und die geschnittenen Szenen haben imho nicht den Ausschlag für USK18 gegeben.

-=MasterMax=-

49.485 Beiträge seit 2005
vor 12 Jahren

Hallo zusammen,

bevor wir darüber reden können, was wir von Zensur halten, müssen wir erstmal definieren, was wir unter Zensur verstehen, sonst reden wir schnell aneinander vorbei. Nicht nur die Unterscheidung zwischen Vor- und Nachzensur ist wichtig, sondern auch die Frage, ob Zensur ein rein politisches Mittel ist oder ob auch rechtsstaatliche Maßnahmen als Zensur gelten.

Ich habe mich schon an verschiedenen Stellen dazu geäußert. Hier die wichtigsten Aussagen, zunächst der Versuch einer Definition:

Es gibt verschiedene Definitionen. Nach Meyers großem Taschenlexikon ist Zensur "die Überwachung von Meinungsäußerungen durch die in einem politischen Machtbereich herrschende Klasse, Partei oder Staatsführung zur Verhinderung nichtkonformer oder unkontrollierter Meinungsbildung in der Bevölkerung...". Unter diese Definition fällt das Entfernen (straf)rechtswidriger Inhalte aus dem Netz nicht, zumindest solange eine Tat nach rechtsstaatlichen(!) und verfassungskonformen Gesetzen verboten ist.

Auch an anderen Stellen ist zu lesen, dass Zensur generell die "staatliche Überwachung [...] um den Austausch von Information im Sinne der Staatsführung zu beeinflussen" oder ein "politisches Verfahren um unerwünschte Inhalte zu unterdrücken" ist.

Dann der Beitrag, der meine grundsätzliche Haltung wohl am besten wiedergibt:

Nicht jede Sperrung einer Website ist gleich Zensur. Wenn ich z.B. Harry Potter einscanne und ohne Erlaubnis zum Download auf meine Website stelle, dann ist das eine rechtswidrige Tat (ob strafbar oder nicht, sei dahingestellt, aber erlaubt ist es nicht). Und wenn die Aufforderung, das zu unterlassen, keine Früchte trägt, kann ich auf Unterlassung verklagt und das Urteil dann auch zwangsweise vollstreckt werden. Wenn dann Harry Potter von meiner Website verschwindet, ist das in meinen Augen keine Zensur. Es versteht sich doch von selbst, dass es eine Möglichkeit geben muss, mich auch gegen meinen Willen an der weiteren unerlaubten Verbreitung zu hindern.

Wenn ich volksverhetzendes Material auf meine Website stelle, ist das strafbar und es ist doch selbstverständlich, dass die Strafverfogungsbehörden direkt oder indirekt eine Möglichkeit haben müssen, die weitere Ausübung der Straftat zu verhindern, also das Material zu entfernen oder zu sperren (lassen). Und das ist in meinen Augen keine Zensur. Da kann man sich m.E. nicht darauf zurückziehen, dass das Material ruhig zugänglich sein soll, weil sich ja jeder selbst ein Urteil bilden kann und soll. Das geht schon alleine wegen des Schutzes der (potentiell) Betroffenen nicht. Und das hat nichts damit zu tun, den Faschismus auf diese Weise zu bekämpfen. Das muss man in der Tat auf andere Weise tun. Aber daraus zu schließen, dass man die rechtswidrigen Inhalte nicht sperren darf, kann ich nicht nachvollziehen.

Um das vielleicht plastischer zu machen: Wenn ich eine euch schwer beleidigende oder verleumdende, also eine unwahre, ehrverletzende Behauptung aufstelle, dann wollt ihr sicher auch, dass die gelöscht werden kann. Sich dabei darauf zurückzuziehen, dass sich ja jeder Leser selbst ein Urteil bilden und feststellen kann, dass die Behauptung unwahr ist, greift deutlich zu kurz.

Stellt euch sowieso bitte immer vor, ihr wärt Betroffene. Würdet ihr zum Beispiel wollen, dass ein ausführlich begründeter Aufruf euch zu verprügeln oder zu töten im Netz stehen bleibt? In der Hoffnung, dass alle die es lesen, schon vernünftig genug sind, sich nicht danach zu richten? Selbst wenn es einige gibt, die taff genug sind, mit der Bedrohung zu leben, werden sich die meisten doch wünschen, dass es eine Möglichkeit gibt, das aus dem Netz zu entfernen. Und zu Recht, wie ich finde.

Wenn man also erstmal soweit ist, dass es Fälle gibt, in denen es in Ordnung ist, dass rechtswidrige Inhalte aus dem Netz entfernt oder der Zugang dazu gesperrt wird, dann muss natürlich fragen, ob das nur für die rechtswidrigen Fälle gelten soll, bei den man selber betroffen ist oder das zumindest selber einsieht, oder ob es dann nicht - schon wegen der Gleichbehandlung - für alle rechtswidrigen Inhalte gleichermaßen gelten muss? Und dann ist eben die Volksverhetzung genauso zu behandeln, wie ein fehlender Jugendschutz eines Pornoanbieters und das wiederum genauso, wie eine Beleidigung, die nur eine Person betrifft. Sprich, solange eine Tat nach rechtsstaatlichen(!) und verfassungskonformen Gesetzen verboten ist, muss es eine Möglichkeit geben, sie zu unterbinden. Erfolgt die Tat durch Verbreitung von Inhalten im Internet, muss es möglich sein, diese Inhalte zu entfernen oder zu sperren.

So wie ihr als Betroffene wollt, dass die rechtswidrigen Tat unterbunden wird oder zumindest unterbunden werden kann, müsst ihr das fairerweise allen anderen Betroffenen auch zugestehen. Denn irgendwer ist immer von einer rechtswidrigen Tat betroffen.

Und zum Schluss noch, was in meinen Augen nicht unter Zensur fällt:

hm, die Frage war ja, was Zensur nicht ist. 😃 Und wenn ein rechtswidrige Tat unterbunden wird, ist das für mich keine Zensur. Also wenn jemand Raubkopien von Harry Potter anbietet und die werden eingezogen, wird ja nicht (Harry Potter) zensiert. Dabei geht es ja nicht darum, die Inhalte zu unterdrücken, sondern die rechtswidrige Tat zu verhindern bzw. zu beenden.

Aber gut nehmen wir mal einen Fall, wo es wirklich um die Unterdrückung der Inhalte geht. Wenn z.B. volksverhetzende oder kinderpornographische Seiten vom Netz genommen werden. Auch das ist in meinen Augen keine Zensur (auch wenn sie es nach der Wikipedia-Definition wäre), sondern eine ganz normale Konsequenz der Strafverfolgung, dass man einen Straftäter an der weiteren Ausübung seiner Straftat hindert.

Ich bin, wie meine Vorredner auch, strikt gegen Zensur in jeder Form.

Das Leben ist leider nicht schwarz weiß. Solche solche absoluten und pauschalen Aussagen werden der Komplexität des Lebens und des Zusammenlebens nicht gerecht. Ich sehe das - wie beschrieben - deutlich differenzierter. 😃 Sowohl in der Frage, was als ich Zensur ansehe und was nicht, als auch welche Formen der Sperrung und Löschung von Inhalten ich als nötig und angemessen ansehe.

herbivore