Laden...

Azure wird 5 Jahre alt - doch wer nutzt es von euch?

Erstellt von Abt vor 10 Jahren Letzter Beitrag vor 10 Jahren 4.460 Views
Abt Themenstarter:in
16.834 Beiträge seit 2008
vor 10 Jahren
Azure wird 5 Jahre alt - doch wer nutzt es von euch?

Hallo Web-Entwickler,

durch den anstehenden 5. Geburtstag von Azure (seit der ersten Beta) kam mir der Gedanke: wer nutzt eigentlich Azure, und wieso?

Bei meinen Recherchen konnte ich zwar viele Amazon Web Services Kunden finden, aber außer Apple, die offensichtlich zumindest in der Beta-Phase von iCloud ein Großkunde war, konnte ich nicht arg viel bekanntere Kunden geschweige denn Ambitionen dessen finden. Ansonsten vereinzelt Smartphone-Apps, die auf Azure zurück greifen....

Ich habe mit Azure bereits rumgespielt, teste es hin und wieder, sobald ich die Gelegenheit dazu habe. Aber eine wirklich produktive Anwendung habe ich darauf noch nie laufen lassen.
Der eigentliche Grund für mich ist: ich kann absolut nicht abschätzen, wie sich die Kosten entwickeln werden. Und das ist mit der Grund, wieso ich immer wieder kleinere Projekte beginne; vielleicht schlägt ja irgendwas durch.
Der Pricing-Calculator finde ich nicht wirklich transparent, ebenso die Berechnung, was nun in die Kosten einfließen wird, und was nicht. Ich kam bei deutlich weniger Leistung im Konfigurator immer zu deutlich höheren Preisen als bei Root-Server-Anbietern.
Auf einem Root-Server (aktuell 1GB-Anbindung, 2x3TB Space + 1 TB auf SSD, 20TB ausgehender Traffic, Dual Xeon, 32GB ECC RAM, Server 2008 R2...) für 80€/Monat kann ich mehrere Dutzend Seiten/Services laufen lassen, wohingegen ich bei Azure für jede Anwendung laut meiner Kalkulation 60€ zahlen müsste.

Daher geht nun meine Frage an all diejenigen, die Azure-Kunden sind oder waren...
*Welche Erfahrungen habt ihr mit Azure bei der Entwicklung gemacht? Gab es plötzlich auftauchende Probleme, weshalb ihr umrudern musstet? *Gibt es Einschränkungen, die erst bei der Entwicklung aufgetreten sind? *Wie seid ihr mit dem Service von Microsoft zufrieden, sofern ihr ihn bisher in Anspruch genommen habt? *Welche "Tarif"-Konfiguration habt ihr gewählt? *Was für Anwendungen habt ihr produktiv, wie viel Nutzer bedient ihr? *Wie hoch waren die erwarteten Kosten und wie hoch sind sie aktuell? *Wenn ihr die Gesamtsumme / Nutzer nicht sagen wollt: evtl die Kosten pro Nutzer? *Was hat euch bewogen, zu Azure zu gehen statt einen Root-Server zu mieten? *Würdet ihr heute wieder Azure wählen? *Wieso seid ihr wieder weg von Azure, und was nutzt ihr nun?

Außer die höhere Flexibilität bzgl. einer Skalierung und Ausfallsicherheit sehe ich keinen wirklichen Vorteil, vor allem bei den Kosten nicht.

Vielen Dank für Eure Eindrücke.
Abt

742 Beiträge seit 2005
vor 10 Jahren

Ich habe als Bizspark-Nutzer mal Azure für eine Webseite mit 2 Instanzen verwendet und hatte dabei dann folgende Probleme:

  1. Als 2 Instanzen nicht mehr ausreichten, hätte ich dann zahlen müssen und da hätte die dritte Instanz fast genausoviel gekostet wie ein Root-Server, der mehr als 3 Instanzen kann.

  2. Skalierung: Mann kann SQL-Server leider nicht hochskalieren. Oft waren bei hoher Last die DB ein Problem. Mann hätte vll. die DB zum Lesen duplizieren können, aber damit habe ich keine Erfahrung. Es war erschreckend wie schnell man SQL-Azure an die Grenzen bringt.

  3. Bei der Anwendung geht es um Busliniensuche.de, ca. 500k Besuche pro Monat. Der Root-Server für 70€ dümpelt meistens bei 30% rum. Bei Azure müsste ich um auch ein bisschen Puffer zu haben gut 200€ zahlen ohne Bizspark. Peaks sind leider nicht vorhersehbar (z.B. irgendein Bericht im Fernsehen - gabs schon ein paar Mal) und schnell wieder vorbei. So schnell kann man gar keine Instanzen hochfahren.

  4. Mit SignalR muss man Azure Service Bus verwenden. Das ist eine echt teure Sache.

Ich würde nur wieder zu Azure gehen, wenn ich hohe Einnahmen pro User habe (z.B. 10€/Monat für SaaS) dann kann man glaube ich relativ schnell skalieren.

D
615 Beiträge seit 2009
vor 10 Jahren

Hallo Abt

Habe erst kürzlich begonnen Azure zu nutzen. Ein neues Projekt das gerade in der Beta Phase ist, ist die "Hochverfügbarkeit" ein wichtiges Thema. Wenn ich also mehrere Instanzen in einem "normalen" Rechenzentrum abbilden möchte, wird das schnell sehr teuer. Laut meinen recherchen kann da niemand mit AZURE mithalten.

Gibt es Einschränkungen, die erst bei der Entwicklung aufgetreten sind?

=> Das SQL Managementstudio funktioniert nur extrem eingeschränkt, das betrifft dann natürlich auch die SMO Assemblies, sollten diese verwendet worden sein ...

Wie seid ihr mit dem Service von Microsoft zufrieden, sofern ihr ihn bisher in Anspruch genommen habt?

Bisher bin ich sehr zufrieden damit. ( Persönliche Einladungen etc... )

Was hat euch bewogen, zu Azure zu gehen statt einen Root-Server zu mieten?

Mehrere Instanzen , Skalierung , Geo-Redunanz ...

@ Malignate

  1. Skalierung: Mann kann SQL-Server leider nicht hochskalieren. Oft waren bei hoher Last die DB ein Problem. Mann hätte vll. die DB zum Lesen duplizieren können, aber damit habe ich keine Erfahrung. Es war erschreckend wie schnell man SQL-Azure an die Grenzen bringt.

Ich hoffe das hat sich verbessert, den unsere Applikation "lebt" von der Datenbank, diese wird recht hohen Belastungen ausgesetzt.... Es gibt ja nun SQL Premium, das kann man aber kaum bezahlen....

Bei uns wird pro Kunde eine Datenbank erstellt, ich hoffe die gewünschte Skalierung bei Azure so zu erreichen ?! 😃

Beste Grüsse

Diräkt

Abt Themenstarter:in
16.834 Beiträge seit 2008
vor 10 Jahren

Danke für eure Antworten.

Diräkt, der IIS bietet das sogenannte Web Farm Framework.
Dies bildet das komplette horizontale skalieren ab. Das heisst die Server dürfen im gleichen RZ, auf der gleichen VM wie auch auch geologisch wo anders liegen und können auch Last-skalierend sein.
Wenn ich nun 5 (als Beispiel, da 5 Kontinente) Server á 80€ miete (weltweit, im Schnitt) habe ich hier auch fünf sehr leckere Maschinen, was die Leistung wie auch den Ausfall betrifft. Bei Azure würde ich laut Kalkulator einen geschätzten Preis von 763,17€ zahlen - also fast das doppelte bei weniger Leistung.

Was hier der Vorteil wäre, wäre eben: nur ein Anbieter. Nur ist das der doppelte Preis bei deutlich deutlich weniger Leistung gerechtfertigt? 🤔
Hinzu kommt: jede 5 GB DB kostet 20€. Haste 100 Kunden zahlst Dich ja in der normalen Web-Fassung schon blöde.

Mich würde hier also Deine echte Kalkulation und die ewarteten kosten wirklich interessieren, gerne auch per PN/Mail.

D
615 Beiträge seit 2009
vor 10 Jahren

Hallo Abt

Wenn ich nun 5 (als Beispiel, da 5 Kontinente) Server á 80€ miete (weltweit, im Schnitt) habe ich hier auch fünf sehr leckere Maschinen, was die Leistung wie auch den Ausfall betrifft. Bei Azure würde ich laut Kalkulator einen geschätzten Preis von 763,17€ zahlen - also fast das doppelte bei weniger Leistung.

Dazu nochmals 2-3 Maschinen für die SQL Instanzen ? Wie soll hier das Loadbalancing sowie die "Synchronisierung" erfolgen ? ( oder sind die Web&Business AZURE Sql gar nicht redundant ? )

Beste Grüsse

Diräkt

Abt Themenstarter:in
16.834 Beiträge seit 2008
vor 10 Jahren

Ich verwende kein SQL sondern MongoDB.
Azure bietet das ebenfalls. Bei meinen Root-Servern brauche ich keine extra Server, da die MongoDB last fast vernachlässigbar ist; einzig der Speicherplatz wird pro Maschine dann bei 1-2 TB liegen denke ich.
Horizontale Skalierung erfolgt über ReplicaSets. -> nochmalige Kostenreduktion im Gegensatz zu Azure.

M
402 Beiträge seit 2005
vor 10 Jahren

Hi...

wir hatten auch Azure angedacht und sind dann aufgrund der Kosten bei unseren eigenen Root-Servern verblieben.

Was uns eigentlich sehr gefallen hat ist die Möglichkeit Projekte kurzfristig bzw. temporär zu skallieren. Wir bzw. unsere Kunden sind im Ecommerce tätig und da wäre es schon von Vorteil wenn man Spitzen wie z.B. vor Weihnachten durch Aufschalten zusätzlicher Instanzen abfangen könnte und diese danach wieder abdreht.

Mit eigenen Servern hat man immer wieder längere Lieferzeiten und 12/24-Monats-Verträge.

Aber momentan würde uns Azure für unsere Projekte um einiges mehr kosten. Und die Preise für SQL-Datenbanken sind sowieso eine Frechheit.

lg

742 Beiträge seit 2005
vor 10 Jahren

@Diräkt: Wenn du mehrere SQL-DBs hast, wirst du wohl keine Probleme bekommen. SQL-Azure ist aber nicht besonders schnell, damit musst du rechnen. Ich weiß aber nicht genau wieviel da an Netzwerk-Latenz drin ist.

Würde mich mal interessieren, wie jemand mit vielen Root-Servern kalkuliert hat, wie z.B. Administration in die Kosten eingeflossen ist. Im Vergleich dazu sind Root-Server ja billig.

S
167 Beiträge seit 2008
vor 10 Jahren

Zu Testzwecken einige Rootserver.

Produktiv dann Azure weil ich weder Zeit noch Lust habe, mich um den Server zu kümmern. Das Professionell machen lassen ist dann doch ein wenig zu teuer.

49.485 Beiträge seit 2005
vor 10 Jahren

Hallo zusammen,

wenn ich es richtig verstehe, dann bezahle ich bei Azure nur die Leistung, die ich (jeweils) benötige. Wenn ich also nur den Bruchteil eines Servers brauche, dann zahle ich auch nur einen (natürlich etwas höheren) Bruchteil. Dann sollte doch klar sein, dass wenn ich einen ganzen Server brauche, ich mehr dafür zahle, als bei einem Anbieter, bei dem ich einen ganzen Server miete und durchgängig bezahle, auch wenn ich davon gerade nur einen Buchteil brauche.

So wie es auch teurer ist, wenn ich von meiner Wurst immer neu 50 Gramm kaufe, wenn ich wieder welche brauche, als wenn ich am Monatsanfang einmal soviel kaufe, wie ich für den Monat (voraussichtlich) brauche.

Daher verstehe ich die Verwunderung über die Kosten von Azure im Vergleich zu dezidierten Servern nicht so ganz. Oder übersehe ich irgendwas?

Mit anderen Worten: bei Azure zahle ich für die Flexibilität. Wenn ich gerade viel Rechenleistung brauche, zahle ich mehr als wenn ich fest die gleiche Menge dezidierte Server gemietet hätte. Dafür zahle ich nur, wenn ich die Leistung brauche. Daher habe ich keine bzw. weniger Fixekosten, zahle aber mehr, wenn meine Geschäft brummt. Für viele Firmen ohne große Kapitaldecke und vor allem mit schwankendem oder noch nicht absehbarem Bedarf vielleicht trotzdem interessant.

herbivore

3.511 Beiträge seit 2005
vor 10 Jahren

Hi herbivore,

Oder übersehe ich irgendwas?

Ja, nämlich das selbst ein Bruchteil einer Instanz mit SQL Server, mit Service Bus und z.B. 100GB Speicher, schon mehr kosten als mancher Root Server mit mehr Leistung. Dann nehme ich doch den mit mehr Leistung und knn ggf. selbst skalieren.

Ich selbst habe Azure zum "Spielen" bis jetzt genutzt (dank MSDN hat man ja bissl was frei im Monat). Das ganze Konzpt finde ich hoch interessant. Für Firmen, die überhaupt keine eigene Infrastruktur aufbauen wollen, ist das echt eine Alternative. Ich muss mich nicht um Wartung, um Sicherheitsprobleme um eigene Server und vor allem um Stromkosten keine gedanken machen. Dann sieht man bei Azure wieder einen Vorteil. Dann muss ich aber das Gesamtpaket nehmen.

Möchte ich allerdings "nur" eine Webseite hosten, würde ich zu Root Servern tendieren. Ausser ich brauche Global redundant Server, die hoch skalierbar sind, usw... Dann würde ich wahrscheinlich auch eher zu Azure gehen, weil ich mir um die Infrastruktur keine Gedanken machen muss.

Ich denke Azure hat gute Vorteile, aber auch schlechte Nachteile. Man muss genau wissen, was man will und genau abwägen was es bringt.

Gruß
Khalid

"Jedes Ding hat drei Seiten, eine positive, eine negative und eine komische." (Karl Valentin)

Abt Themenstarter:in
16.834 Beiträge seit 2008
vor 10 Jahren

Hi,

Man zahlt nicht nur die Leistung die man braucht, sondern alleine, dass man sie zur Verfügung hätte (zumindest bei den Worker-Instanzen).
Egal ob der ruht oder 100% läuft: jede Instanz kostet, egal wie sehr sie genutzt wird. Beim Traffic siehts wieder anders aus.

Ich finde, dass man eben auch aufgrund der absoluten Intransparenz einfach nicht abschätzen kann, was man tatsächlich für Kosten haben wird. Die könnten ja theoretisch auch explodieren.
Daher ging meiner Frage auch direkt an diejenigen, die vorher etwas kalkuliert haben und wo sie denn nun stehen.

Kleines Beispiel:
braucht man 4 Server mit mit entsprechenden Worker-Instanzen für MongoDB + Cache + lokalen Speicher (100GB) + Bandbreite (1TB) + Backup 5GB dann sind das über 8000€.
Root Server würden mit mehr Leistung 700€ kosten.

742 Beiträge seit 2005
vor 10 Jahren

Für die Worker zahlt man die begonnenen Stunden. Das ist im Prinzip die kleinste Kosteneinheit. Wenn man sagen wir mal 10 Web-Worker hat, muss man natürlich noch Arbeit investieren um davon 9 Nachts abzuschalten, bzw. man braucht ausgefeilte Regeln, welche die Worker hoch und runterfahren. Leider hat man da auch eine gewisse Latenz, so dass das ganze nicht so besonders dynamisch ist.

Wenn also eure Seite plötzlich ohne Voranmeldung in der Tagesschau erwähnt werden würde, kann man eigentlich nur noch zuschauen, wie sie unbenutzbar wird.

Die Kostenreduktion kommt dann zustande, wenn du wirklich viel Power brauchst und da macht es schon enorm was aus, z.B. Nachts dreiviertel herunterfahren zu können.

Ich finde das Konzept super, die Kosten für die Instanzen sind aber unverschämt. Ein "Root"-Server mit 6 vCores kostet bei Host-Europe 80 €, im Vergleich dazu komme ich bei Azure auf

2x67 $ = 124 (brauche die Server die ganze Zeit)
4x40 $ = 160 (brauche 2/3 nur zur Hochzeiten)

= 284 $, dann kommt da noch Traffic dabei (15$), bisschen Storage(15$) und ServiceBus (da ich SignalR verwende) (50$) und ann sind wird schon bei

364$ = 270 €, das steht in keinem Verhältnis