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Sinn und Unsinn von Informatikunterricht an Schulen

Erstellt von winSharp93 vor 14 Jahren Letzter Beitrag vor 14 Jahren 13.329 Views
winSharp93 Themenstarter:in
5.742 Beiträge seit 2007
vor 14 Jahren
Sinn und Unsinn von Informatikunterricht an Schulen

Hallo zusammen,

auch wenn vielleicht manche Threads existieren, welche die Frage des Sinns von Informatikunterricht "ankratzen", habe ich bisher noch keinen gefunden, der sich dieser Fragestellung wirklich vollständig widmet.

Hintergrund, warum ich mir diese Frage jetzt stelle, ist, dass ich genau seit einem halben Jahr "Informatikunterricht" in der gymnasialen Oberstufe (12. Klasse) habe. Jede Woche sind das 2 Schulstunden (entspricht anderthalb Zeitstunden).
Sprache ist hierbei Turbo-Pascal unter Delphi.

Nachdem wir zu Anfang kurz über Variablen und Operatoren gesprochen haben (mehr theoretisch als praktisch), sind wir gleich darauf zur "designer-getriebenen" grafischen Programmierung "fortgeschritten".
Hierbei lernten wir dann, dass wir "nur da oben draufklicken müssen und dann den Button auf dem Formular zeichnen können. Dann doppelklicken wir den Button und schon können wir bestimmen, was beim Klick darauf passieren soll. Den Rest nimmt uns Delphi ab - das braucht uns gar nicht zu interessieren, wie das im einzelnen läuft."
Es folgten einige kleine Programme, die eine Zahl in einem Textfeld erwarteten und z.B. das Doppelte davon in einem Label ausgaben.
Schließlich kamen wir dann über Kontrollstrukturen (also ifs und Schleifen) in den letzen Stunden zum Zeichnen als Teil der grafischen Programmierung.

Ein Beispiel:
Wir schreiben gerade eine kleine Simulation, die grafisch visualisiert wird. Pseudomäßig kam dabei Code im Stile von folgendem zum Einsatz (im Handler eines Button-Click-Events):


invalidate; //Löscht alles bisher Gezeichnete
//...
repeat 
   //... x1, y1, x2 und y2 irgendwie aktualisieren

   with Canvas do
   begin
      MoveTo(x1, y1);
      LineTo(x2, y2);
   end;
until (...);

was vom Prinzip her ungefähr folgendem C#Code entspricht:


this.Invalidate();
//...
Graphics g = this.CreateGraphics();
do
{
   //x1, y1, x2 und y2 irgendwie aktualisieren

   g.DrawLine(x1, y1, x2, y2);
//...
} while(...);

Da die Simulation sehr schnell lief und man sie nicht verfolgen konnte, riet uns unser Lehrer, folgenden Code einzufügen, den ihm jemand viele Jahre zuvor einmal gegeben hatte:


procedure pause(zeit:longint);
  var anfang:longint;
  begin anfang:=gettickcount;
     while gettickcount<zeit+anfang do
       application.processmessages;
  end;

(auf das C#-Equivalent verzichte ich hier mal - nur so viel sei gesagt: Ja, application.processmessages entspricht Application.DoEvents().)

Nun steht also im Clickhandler eines Buttons Code, der in etwa eine Minute Ausführungszeit beansprucht.
Auf meinen Hinweis hin, dass der Inhalt des Fensters verschwindet, sobald man dieses hinter ein anderes zieht und dass man doch besser im Paint-Handler zeichnen sollte, bekam ich eine Antwort im Stile von "Es mag sein, dass es bessere Möglichkeiten gibt. Aber für uns hier reicht das vollkommen aus; ich habe das schon immer so gemacht und bin damit sehr gut gefahren".
Es gäbe "für uns" auch gar keine andere Möglichkeit - schließlich hatten wir bisher weder Arrays, OO, Instanzvariablen noch Threading - und das ist für eine elegante Lösung eben nun mal mehr oder weniger nötig.

Es mag vielleicht arrogant klingen: Aber wäre es nicht besser, man lässt das einfach bleiben mit dem Informatikunterricht an Schulen?

Klar, man kann jetzt argumentieren, es sei wichtiger für Informatik zu begeistern. Und dafür braucht es nun einmal schnell "ansehnliche" Resultate.
Aber meiner Meinung nach steht hier viel zu sehr das Ziel und nicht der Weg im Mittelpunkt: Die Hauptsache, es funktioniert - wie, ist eigentlich egal:
Viel schwerwiegender als verwirrend benannte Variablen (die wir nennen dürfen, wie wir wollen) sind vergessene Semikola, die in der - handschriftlich auf einem Blatt Papier verfassten - Klausur als ganze Fehler zählen.

IMHO wäre es doch viel sinnvoller, dass wenn man Informatikunterricht anbietet, in diesem z.B. nur Konsolenprogramme zu entwicklen, aber diese dafür "ordentlich".

Das mag jetzt vielleicht etwas naiv klingen.
Leider ist es das auch, wie ich an den letzjährigen Projekttagen erfahren musste, an denen ich verzweifelt versucht habe, innerhalb von drei Tagen einfache Konsolenein- und Ausgaben mit anschließender Typkonvertierung, irgendwelchen Rechungen mit Schleifen und if-Abfragen zu vermitteln.
Im Nachhinein muss auch ich mir eingestehen: Auch ich hätte wohl besser gleich mit grafischer Programmierung anfangen sollen - eine einzelne Messagebox mit einem roten Errorsymbol und "FAIL!!!" als Text ("programmiert" von einem etwas fortgeschritteneren Kursteilnehmer) scheint viele leider 1000x mehr zu faszinieren als jeder Zinsrechner in Form eines Konsolenprogrammes.

Was mich an dem ganzen aber stört:

Es entsteht doch hierbei ein vollkommen falsches Bild der Informatik:

Wer muss in der heutigen Zeit von IntelliSense und immer griffbereiter (weil im Internet verfügbarer) Dokumentation noch auswendig lernen, ob das jetzt "ListBox.Items" oder "ListBox.Lines" heißt.
Solche Dinge sind doch eigentlich vollkommen egal sind, solange man a) weiß, welche Möglichkeiten ein Framework grob liefert und wo man nachschauen muss, um das ganze genau nachzulesen und b) wie man die eigentliche Logik formuliert (also ob man z.B. zu einer Schleife greift usw.).
So wie ich Informatik in der Schule "lerne" wirkt sie wie das sture Auswendiglernen von "Vokabeln" (mit solchen vergleicht unser Lehrer die Methoden etc., die uns zur Verfügung stehen) - das ist eben gerade nicht der Fall. Man könnte fast meinen, diese "Vokabeln" seien allgemeingültig in der Infromatik.

Außerdem ist eben gerade nicht egal, wie man Variablen benennt oder Code einrückt. Gerade auf solchen Themen sollte doch das Hauptaugenmerk liegen.

Und auch das Wissen über "tiefere" Funktionsweise kommt einfach zu kurz; höhere Priorität hat das Ergebnis.
Wie will man verstehen, dass man manche Methoden nur auf Objekte bestimmten Typs aufrufen kann, wenn man weder weiß, was ein Objekt ist, noch, was eine Methode ist.
Nur eins ist sicher: Man empfindet Informatik sicherlich als noch komplizierter als sie sowieso schon ist - man kommt weg vom eigentlichen Verständnis hin zum Auswendiglernen und zu mysteriösen Effekten, weil sich gewisse Dinge - je nach Kontext - gewaltig voneinander unterscheiden.
Man kann zwar sagen: "Das Begin muss vor die Zeile X." Aber wirklich etwas vermittelt hat man dadurch IMHO nicht - in diesem Fall scheint dies wohl einfach so zu sein - ohne wirkiches Wissen, dass Begins und Ends Blöcke bilden, die sozusagen syntaktisch gesehen für eine Anweisung stehen, weiß man auch nicht, wo man sie setzen muss und wann nicht.
Ähnlich ist es mit dem berühmten "== true" - wenn man immer nur erzählt bekommt, dass man Vergleiche mithilfe von "==" durchführt, in if-Abfragen ein Vergleich steht und booleans die Werte true und false besitzen, ist ein solches Konstrukt sogar noch richtig logisch.

Ich greife mal das schöne Zitat auf: "Any fool can write code that a computer can understand. Good programmers write code that humans can understand" - der Informatikunterricht an Schulen bildet IMHO aber leider zu ersterem aus.

Wie seht ihr das ganze?
Beurteile ich vielleicht durch mein Vorwissen den Schulunterricht einfach zu negativ?

3.430 Beiträge seit 2007
vor 14 Jahren

Hallo winSharp93,

das kann ich bestätigen.
Bei mir war es auf der Schule ähnlich, aber wenigstens haben wir das erste halbe Jahr nur Consolenapps gemacht und dann die Dinger mit der GUI.
Was ich persönlich für sinnvoll halte.
Aber wirklich verstanden was da abläuft hat keiner, da es wohl auch zu wenig Zeit ist auf die Details einzugehen.

Dann auf der Uni beim Introduction to Programming Kurs wurde uns das Ganze auf eine total andere Art gezeigt.
Angefangen hat der Professor mit Variablen, Objekten, Klassen, Ableitung, Interfaces, Abstrakte Klassen. Die ohne Vorwissen haben dabei nix verstanden.
Dann nach 10 - 15 Stunden fing er dann an die If-Abfragen, Schleifen usw. zu erklären.
Und genau das hat halt sehr viele Leute verwirrt und die meisten haben davon immer noch keine Ahnung. Da werden die Events (wie du schon gesagt hast) mit einem Doppelklick abonniert aber was da wirklich genau im Hintergrund passiert wissen viele nicht.

Ein weiterer Kritikpunkt ist aus meiner Erfahrung die Kompetenz der Lehrer / Professoren.
Die können meist nur die Theorie und haben keine Praxis Erfahrung.
Fragt man da mal irgendwas was nicht auch den Unterrichtsmaterial steht dann wissen die schon nicht mehr weiter.
z.B. Habe ich neulich mal meinen Datenbanken-Professor (ein Deutscher 😃 ) gefragt ob wir bei dem Projekt auch OR-Mapper verwenden dürfen.
Ersten wusste er nicht was das ist und zweitens glaubte er mir nicht dass es sowas gibt oder dass es jemand verwendet... Schon traurig 😃

Das mit dem Auswendiglernen kann ich auch bestätigen und finde ich auch sinnlos.
Habe morgen eine Softwareengineering Prüfung wobei es eigentlich nur darum geht 592 Folien auswendig zu lernen. Weil unsere inkompetente Professorin nur Theoriefragen stellt wobei wir das nahezu wort - wörtlich gleich wie in den slides schreiben müssen sonst ist es falsch....

Beurteile ich vielleicht durch mein Vorwissen den Schulunterricht einfach zu negativ?

Da musst du Leute fragen die ohne Vorwissen am Unterricht teilnehmen 😃

Gruss
Michael

1.346 Beiträge seit 2008
vor 14 Jahren

Ich habe an meiner Schule keinen Informatikunterricht. Da mich aber meine Mitschüler öfterens darauf ansprechen was ich tuhe sehe ich ihre Reaktionen. Wenn ich ihnen Sage das ich irgendwie einen http server schreibe fragen sie mich was das ist, höhren aber nicht zu wenn ich ihnen das erklären. Wenn ich aber von einem Spiel rede sind alle ganz Ohr. Was ich damit sagen will ist, dass sie ihr e Aufmerksamkeit bei , aus ihrer Sicht, langweiligen Sachen, verlieren. Da dieser Unterricht ja an alle gerichtet is muss sich der Lehrer darauf einrichten und muss versuchen ihre Aufmerksamkeit nicht zu verlieren. Natürlich ist das keine Entschuldigung dafür, ie Grunlagen einfach zu überspringen. Ein guter Unterricht ist für mich, Grundlagen mit Spannenden zu verbinden. abei lernt man am meisten. Wenn der Lehrer, wie bei dir, mit Grafischer programmierung anfängt bringt das ziemlich wnig. Wenn er jetzt aber von Anfang an mit den theoretischen Grundlagen anfängt hört keiner zu. Das bringt genau so wenig. Meiner Meinung nach ist so ein informatikunterricht eher in eine AG unterzubringen und anstatt dessen wird der Umgang mit Word Excel und Powerpoint beigebracht. Das würde am meisten bringen. Die Wahrscheinlichkeit das ei Schüler später Programmierer wird, oder das er Texte schreibt, Presentationen entwirft(vorallem im Studium) ist schon viel Größer.

Ich glaube das du mit deinem Lehrer keinen guten Fang gemacht hast da ein Lehrer auch Kritik und Verbesserungsvorschläge annehmen, oder sie mit einem guten Grund verwerfen muss. Ein "Es mag sein, dass es bessere Möglichkeiten gibt. Aber für uns hier reicht das vollkommen aus; ich habe das schon immer so gemacht und bin damit sehr gut gefahren" ist hier Fehl am Platz. Ich denke von einem Lehrer ist zu erwartem das er seinen Schülern keinen Unsinn beibringt. Wenn man ein Fach unterrichtet, dann richtig und nicht halb.

just my 2 cents

Gruß pdelvo

49.485 Beiträge seit 2005
vor 14 Jahren

Hallo winSharp93,

vorneweg: so wie du dir Informatikunterricht vorstellst, stelle ich ihn mir auch vor und was du für wichtig hältst, halte ich auch für wichtig. Ich kann allerdings nicht beurteilen, ob Informatikunterricht üblicherweise so läuft, wie du ihn erlebst.

IMHO wäre es doch viel sinnvoller, dass wenn man Informatikunterricht anbietet, in diesem z.B. nur Konsolenprogramme zu entwicklen, aber diese dafür "ordentlich".

Ebenfalls ganz meine Meinung.

"Es mag sein, dass es bessere Möglichkeiten gibt. Aber für uns hier reicht das vollkommen aus; ich habe das schon immer so gemacht und bin damit sehr gut gefahren".

Ich denke, das hängt nun ganz von dem Lehrer ab und ich denke, das kann man nicht pauschalisieren. Vielleicht hast du einfach nur Pech gehabt.

Beurteile ich vielleicht durch mein Vorwissen den Schulunterricht einfach zu negativ?

Ja, vermutlich zumindest etwas zu negativ.

Aber wäre es nicht besser, man lässt das einfach bleiben mit dem Informatikunterricht an Schulen?

Mal abgesehen, dass ich mir denke, dass die Frage provokant oder frustriert, aber nicht wörtlich gemeint ist, sollte man den Informatikunterricht an Schulen natürlich nicht abschaffen. Wenn er an vielen Schulen so schlecht ist, wie du ihn erlebt hast, sollte man ihn allerdings dringend verbessern.

Auf meinen Hinweis hin, dass der Inhalt des Fensters verschwindet, sobald man dieses hinter ein anderes zieht

Das stimmt - weil ja in konkreten Fall DoEvents verwendet wird - wohl nicht

herbivore

U
208 Beiträge seit 2008
vor 14 Jahren

Hatte selbst mal das Vergnügen, solchen Informatikunterricht haben zu dürfen und gebe dir im großen und ganzen Recht, wirklich lernen tut man da meistens nichts. Ich denke aber es ist letztlich egal, wie der Informatikunterricht an solchen Schulen abläuft. Wenn sich jemand fürs Programmieren interessiert, wird er sich auch außerhalb des Informatikunterrichts damit beschäftigen und wohl auch mehr oder weniger rasch "richtig" programmieren lernen. Diejenigen, die dem Thema generell uninteressiert gegenüberstehen werden sich mit dem Unterrricht zufrieden geben, ihre "Vokabeln" (:D) auswendig lernen, ihre Note kassieren und anschließend nichts mehr damit zu tun haben. Man kann das Interesse an der Informatik nicht erzwingen, manchen liegt es, manchen nicht. Wer programmieren lernen will, der lernt es auch, ob mit oder ohne solchen Informatikunterricht. Du siehst es ja auch an dir selbst. Du hast entsprechende Vorkenntnisse weil du dich dafür interessierst und als du versucht hast deine Kenntnisse zu vermitteln bist du halt auf "unfruchtbaren" Boden gestoßen. Das hat nichts damit zu tun, dass du ein schlechter Lehrer warst sondern weil sich deine "Schüler" ganz einfach nicht wirklich für die Materie begeistern konnten wie du. Bei mir war es damals genauso, als ich solchen Informatikunterricht hatte, nur dass ich zuvor nur allgemeines Interesse hatte, aber keine richtigen Vorkenntnisse. Meine Mitschüler haben den Unterricht gehasst und ich fand's cool, weil ich wie ein trockener Schwamm alles "aufgesaugt" hab, was ich zu dem Thema finden konnte. Und das hat mich dann auch dazu gebracht, anschließend meine Fachinformatiker-Ausbildung zu beginnen wo ich es dann letztlich nochmal besser lernen konnten. Also, von daher, ich denke man findet seinen Weg, wenn man ihn sucht und letztlich ist es egal, wie der Unterricht war.

N
335 Beiträge seit 2006
vor 14 Jahren

Hallo winSharp93,

ich behaupte mal von mir, sehr guten Informatik Unterricht genossen zu haben.

Und erstmal muss ich hier noch loswerden: Informatik (als Fach) besteht nicht nur aus Programmieren und Programmier-Paradigmen (OO, Funktional, Imperativ etc.).
Tatsächlich hat die Informatik einen großen theoretischen Anteil (als aus der Mathematik hervorgegangenes Fach, ist das nicht verwunderlich).

Wir haben viel Theorie gemacht (Datenstrukturen, Formale Sprachen, Turing Maschine, Endliche Automaten, Komplexitätsanalyse, P != NP (?) ) und mussten beim praktischen Teil auch immer ein Struktogramm des Algorithmus anfertigen (später bei den OO Projekten ein UML-Diagramm).
Ich muss hier vielleicht dazu sagen: Mein Lehrer war eigentlich primär Mathelehrer und hat (AFAIK) sich später zusätzlich für Info-Unterricht in einem Seminar / Kurs qualifiziert.

Wir haben ebenfalls mit Delphi gearbeitet. Mit einem Framework (Stifte Und Mäuse) die ersten Anwendungen geschrieben (Formen malen, Rotkäppchen und der Böse Wolf etc.). Dann haben wir auf dieses Framework (durch Ableiten von der Hauptklasse) ein System geschrieben, was Events erzeugt und in virtual Methoden verarbeiten lässt.

Gruppenarbeiten haben wir auch gemacht und dabei per UML zuerst die Anwendung designed und dann die einzelnen Klassen und Units auf die Gruppenmitglieder aufgeteilt und später zusammengefügt. (Wichtiger Punkt: Designdokument, Absprachen)

Viele Projekte und Beispiele haben wir zu Konzepten erstellt:*Rekursion und Pointer: Zug, an den Wagen angehangen werden, der dann fährt (Fahr-Befehl wird von der Lok immer weiter durchgegeben) *Komplexitätsanalyse: Sortieralgorithmen in Gruppenarbeit. *Rekursion: Türme von Hanoi *Backtracking: 8-Damen Problem *Verschlüsselung: Einfaches RSA Verfahren mit kleinen Zahlen

Wir haben uns im Zuge der Datenstrukturen auch intensiv mit dem Pointer-Konzept befasst und die elementaren Kontrollstrukturen ( Schleifen, If) nacheinander eingeführt.
Auch auf Feinheiten sind wir eingeganen, z.B. Short-Circuit Operatoren.

An der Uni hat mir der Info-Unterricht (oder die Vorkenntnisse?) so die ersten Basis-Vorlesungen erspart.

Soweit die Beschreibung. Vorkenntnisse hatte ich auch und der Unterricht bestand zu einem Großteil aus dem Helfen nach dem man die Aufgabe beendet hatte.

Mein Fazit bleibt also: Es liegt am Lehrer (wie bei jedem Unterricht). Und da spielt man leider Lotterie.

Richtig qualifiziert und kompetent sind leider kaum Leute und das Tempo muss sich sowieso immer den Schwächsten im Kurs anpassen. Wenn man dann noch Vorkenntnisse hat, ist Langeweile vorprogrammiert.
Besonders Lehrer vom älteren Schlag haben häufig Probleme sich von Schülern etwas sagen zu lassen (grob von einer Schule verallgemeinert).

Just my 2 cents,
NeuroCoder

winSharp93 Themenstarter:in
5.742 Beiträge seit 2007
vor 14 Jahren

Ein weiterer Kritikpunkt ist aus meiner Erfahrung die Kompetenz der Lehrer / Professoren.

Danke für das Zerstören meiner Hoffnung, dass das bei mir in zwei Jahren besser wird 😁

Wenn er jetzt aber von Anfang an mit den theoretischen Grundlagen anfängt hört keiner zu

Das ist es eben leider.

Meiner Meinung nach ist so ein informatikunterricht eher in eine AG unterzubringen

Bei uns ist Informatik bereits auf freiwilliger Basis (beschränkt auf ein Jahr, dann ist Ende). Aufgrund der Kursgröße sind wir leider an die 28 Schüler/innen - so bleibt leider noch nicht einmal für jeden ein Computer. Traurig!

Und generell zum Thema AG: Wie gesagt, ich habe an den Projekttagen versucht, ein Projekt "Einstieg in die C#-Programmierung" anzubieten. Dieses ist leider (aus meiner Sicht) kläglichst gescheitert.
Trotz "freiwilliger" Projektwahl ist es mir wohl irgendwie nicht wirklich gelungen, die Teilnehmer so zu motivieren, wie ich es ursprünglich vor hatte. Allerdings waren meine Erwartungen wohl auch deutlich zu hoch - 3 (Vormit-)Tage sind doch weniger als es klingt.

Ich glaube das du mit deinem Lehrer keinen guten Fang gemacht hast da ein Lehrer auch Kritik und Verbesserungsvorschläge annehmen, oder sie mit einem guten Grund verwerfen muss.

Anscheinend zählt der noch zu den "Guten" - was man da von anderen Schulen hört, ist noch schlimmer.
Ich verstehe ihn ja auch: Mit 2 Deputatsstunden Informatik in der Woche kann man nicht erwarten, dass er sich ständig auf dem Laufenden hält; und das müsste er, um auf solche "Verbesserungsvorschläge" zu reagieren.
Ein paar Euros mehr in die Bildung... (Aber gespart wird ja überall).
Als "inkompetent" oder "unfähig" würde ich meinen Lehrer keinesfalls bezeichnen - er ist wirklich bei der Sache und hält den Unterricht auch deutlich besser als viele anderen - es fehlt ihm wohl einfach nur an etwas mehr Praxiserfahrung bzw. weiterführendem Wissen.

Wenn sich jemand fürs Programmieren interessiert, wird er sich auch außerhalb des Informatikunterrichts damit beschäftigen und wohl auch mehr oder weniger rasch "richtig" programmieren lernen

Naja - ich persönlich hätte auch fast bis zum "Programmieren in der Schule" gewartet. Die "Hemmschwelle" 😉 , sich einfach mal so ein Buch zu kaufen lag irgendwie recht hoch.
Und ich weiß nicht, ob man nach derartigem Informatikunterricht je wieder ohne "Vorurteile" an das ganze herantreten kann.

Vielleicht hätte ich den Kurs einfach nicht wählen sollen - das wirkt dann andererseits später aber auch wieder "blöd", wenn man hinterher keine Note in Informatik hat, weil man "ja schon alles konnte". X(

@NeuroCoder: Das klingt wirklich nicht schelcht 👍 Es gibt also auch positive Beispiele.
Darf ich fragen, auf welcher Schulart das war?
Und dann in welcher Klasse und wie umfangreich (also zeitlich gesehen)?

Auf meinen Hinweis hin, dass der Inhalt des Fensters verschwindet, sobald man dieses hinter ein anderes zieht

Das stimmt - weil ja in konkreten Fall DoEvents verwendet wird - wohl nicht

Doch, doch. Das DoEvents sorgt ja nur dafür, dass das ganze einmalig auf dem Schirm landet - sobald man das Fenster aber "invalidatet" (und nichts anderes macht ja ein davorgeschobenes Fenster) ist aber alles vorher gezeichnete wieder weg.

N
335 Beiträge seit 2006
vor 14 Jahren

Hallo winSharp93,

natürlich darfst du: Das war auf einem Gymnasium (NRW) in den Jgst. 11-13.

EDIT: Umfang vergessen: 3 Stunden pro Woche - (Doppel- & Einzelstunde).

Bei uns (ich weiß nicht, ob das Allgemein so üblich ist), gibt es einmal den Info Unterricht als Differenzierungs-Kurs ab der 8. bis zur 10. Klasse (glaube ich, ist schon so lang her).
Da haben wir tatsächlich die halbe MS Office Suite durchgenommen (Menüs für Klausur auswendig lernen [Halte ich für Quatsch]). Aber auch ein wenig Visual Basic programmiert und mit LEGO Mindstorms Roboter gebaut (Das war super!).

In der Oberstufe ist Informatik bei uns ein normal wählbarer Kurs, wie jeder andere auch.
Soweit ich mich erinnern kann, nimmt er aber im Abitur eine Sonderstellung ein, da er nicht als Naturwissenschaft zählt.

Ich würde es nicht schlimm finden, wenn auf dem Abschlusszeugnis keine Informatik-Note steht.
Wenn sich ein Studium anschließt, ist das Zeugnis sowieso nicht mehr so wichtig. Am meisten Wert wird IMHO immer noch auf den zuletzt gemachten Abschluss gelegt.

Viele Grüße,
NeuroCoder

6.862 Beiträge seit 2003
vor 14 Jahren

Hallo,

Die Eingangsfrage ob Informatikunterricht an Schulen sinnvoll ist lässt sich meiner Meinung klar mit ja beantworten.

Das der Unterricht ne mangelnde Qualität hat, das ist das eigentliche Problem.

Ein Lehrer aus meinem Bekanntenkreis hat mir mal erzählt das es an seiner Schule so ist, dass irgend ein Lehrer der noch Kapazitäten frei hat, halt für Informatik eingeteilt wird, egal welche Kompetenzen er hat. Meist wollen die Lehrer das gar nicht weil sie selber wissen das sie den Schülern nichts vermitteln können, aber das interessiert die Leitung nicht. Der Lehrstoff ist dementsprechend stupide und die Lehrkräfte arbeiten auch nur ihr vorgelegtes Skript durch.

Leider hab ich schon von so vielen von schlechten Informatikunterricht gehört, dass ich echt glaube unserer war die volle Ausnahme. (EDIT: zusammen mit NeuroCoders, obwohl sich unser sehr von seinem unterschieden hat)

Angefangen hats bei uns eigentlich schon in der 8 Klasse mit nem Wahlfach Elektronik. Dort haben wir elektronische Schaltungen durchgenommen und sie dann gebaut (Zufallsgenerator, Blinkendes Herz und sowas), zusammen mit der entsprechenden Theorie (boolsche Algebra, Flipflops usw.). Da war Stoff dabei welches wir erst im 3. Semester im Studium hatten. Vor allem das selber Bauen mit ätzen der Platine, Löten usw. motiviert zur Mitarbeit da man in den Händen hält was man gemacht hat.

Normalen Informatikunterricht für alle hatten wir nicht, nur einen Leistungskurs der von den gleichen Lehrern durchgeführt wurde, die die Elektronikstunden gegeben haben. Die hatten wirklich Ahnung. Wir haben im Info Unterricht dann auch nicht mit VB oder Delphi angefangen wie damals oft üblich sondern mit C++. Und das recht ausführlich. Ging anfangs natürlich nur schleppend vorran da das Verständnis der einzelnen Leute doch sehr unterschiedlich war, aber irgendwann hats auch der letzte kapiert. Wir haben dann auch nie GUI zusammengeklickt sondern immer brav Konsolenanwendungen geschrieben. Im Letzten Jahr haben wir dann die ganze Zeit bissle hardwarenaher programmiert und bissle Messen/Steuern/Regeln betrieben mit externer Hardware. Da wurde dann z.B. über die serielle Schnittstelle nen Schrittmotor angesteuert und ähnliches. Im Prinzip wurde das Elektronikfach weitergeführt mit der Programmierung als passendes Hilfsmittel.

Der Informatikunterricht war bei uns sehr technisch geprägt, im Prinzip eher sowas wie technische Informatik und in genau die Richtung gings dann auch bei mir an der Hochschule 😃

Baka wa shinanakya naoranai.

Mein XING Profil.

3.430 Beiträge seit 2007
vor 14 Jahren

Hallo,

Der Informatikunterricht war bei uns sehr technisch geprägt, im Prinzip eher sowas wie technische Informatik und in genau die Richtung gings dann auch bei mir an der Hochschule 🙂

Das kann ich bestätigen. In den Elektronik-fächern habe ich mich viel wohler gefühlt.
Denn da hat man wenigstens gesehen was passiert un die Professoren haben sich da echt gut ausgekannt und das ganze Verständlich erklärt.
Aber trotzdem habe ich mich für die Programmierung entschieden auch wenn die Unterrichtsqualität eine andere ist.

IMHO werden nur die Leute Programmier-Lehrer die eigentlich nicht programmieren können.
D.h. Die sind wohl mal im Berufsleben (falls es das überhaupt mal gab 🙂 ) auf die Schnauze gefallen und haben sich dann dazu entschieden Lehrer zu werden 🙂
Denn ein richtiger Programmierer ist halt einfach nicht der Typ dazu um Unterricht zu halten 🙂
Ist jetzt ein bisschen ironisch gemeint aber eigentlich hat es schon einen wahren Kern.

Danke für das Zerstören meiner Hoffnung, dass das bei mir in zwei Jahren besser wird

Lass den Kopf nicht hängen 🙂
Es gibt schon auch einige Professoren die echte Gurus sind.
Leider gibt es aber mehr Leute die sich Professoren schimpfen und nicht so viel Ahnung davon haben

Gruss
Michael

Grüsse
Michael

925 Beiträge seit 2004
vor 14 Jahren

Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich den Thread jetzt dank der fortgeschrittenen Stunde nicht ganz gelesen, sondern lediglich den Startbeitrag vollständig und einige andere Beiträge überflogen habe.

Leider musste ich nun während meines ersten Semesters im Studiengang Mechatronik, der auch das Fach Programmiertechniken beinhaltet, feststellen, dass diese Unterrichtsmethoden nicht auf Oberstufe Gymnasium beschränkt sind. Unsere Vorlesungen und Praktika laufen ähnlich ab. Es wird zwar weniger Wert auf Optik gelegt, aber auch nicht mehr auf schönen Programmierstil. Auch hier gilt weiterhin: hauptsache es funktioniert am Ende.

Da schmerzt es mich als Entwickler mit jahrelanger Erfahrung ein wenig hinter den Augen, wenn ich mir Code von Kommilitonen anschaue. Nichts gegen die Kollegen, es is nicht deren Verschulden. Viel mehr obliegt es eigentlich unserer Professorin, den unerfahrenen Studierenden saubere Codierung ebenso nahezulegen, wie die Bedeutung dessen, was man denn da genau tut.

Die Frage, die zu beantworten der Unterrichtende eigentlich dort vorne steht, lautet doch prinzipiell: "Wie löse ich dieses oder jenes Problem auf eine Weise, dass andere Entwickler meine Lösung verstehen, warten und erweitern können?" und nicht "Wie schreibe ich möglichst schnell ein Programm, das besagtes Problem löst?"

Aber das ist eine Problematik, die sich durch viele Branchen zu ziehen scheint. Qualität ist halt nicht mehr gefragt. Es geht nur noch um das, was unterm Strich herauskommt. Dass der Strich aus "unterm Strich" noch lange nicht der letzte Strich gewesen sein muss, daran mag kein Unternehmer denken, solange alles zumindest annähernd wie gewünscht läuft.

Aber wehe, es tritt irgendwann ein Problem mit der Software auf und der entsprechende Entwickler ist nicht mehr greifbar, weil auf die eine oder andere Art wegrationalisiert. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass es in solchen Fällen teils produktiver und effizienter ist, den Bockmist des (ökonomisch) verblichenen Kollegen einfach in der virtuellen Ablage P zu entsorgen und von vorn anzufangen, anstatt sich in den Kot hereinarbeiten zu müssen. Frei nach dem Motto: it was hard to write, it should be hard to read.

Von daher halte ich Informatik-Unterricht wie er heute Usus ist, nur für bedingt sinnvoll und tauglich, wenn überhaupt. Man zieht damit nichts anderes als Junk-Coder heran.

3.170 Beiträge seit 2006
vor 14 Jahren

Hallo zusammen,

Es gäbe "für uns" auch gar keine andere Möglichkeit - schließlich hatten wir bisher weder Arrays, OO, Instanzvariablen noch Threading - und das ist für eine elegante Lösung eben nun mal mehr oder weniger nötig.

Allein dieser Satz sagt ja eigentlich schon alles - und steht z.B. im kompletten Gegensatz zur Philosophie dieses Forums, in dem ja immer wieder darauf hingewiesen wird, sich erst mal mit den Grundlagen zu befassen.

Es klingt irgendwie so, als wenn man ein Haus ohne Fundament baut und wenn was angebaut werden soll, kann es leichter passieren, daß die Statik es nicht mehr aushält. Die Fundamente - im realen wie im übertragenen Sinn - aber nachträglich anzubringen, ist IMHO viel aufwändiger, als wenn man es von Anfang an richtig gemacht hätte.

Noch ein Satz dazu, daß evtl. das Interesse verloren geht bzw. keiner zuhört, wenn man sich zunächst mit den - auch theoretischen - Grundlagen befasst: Damit setzt man die Schüler aber doch einer Illusion aus. Die Grundlagen sind und bleiben nun einmal das allerwichtigste. Lesen lernt man ja auch Buchstabe für Buchstabe und nicht in kompletten Worten.

Fazit: Ich glaube eine solche Art des Informatikunterrichts mag zwar ggf. das Interesse am programmieren wecken, weil man schnell sichtbare Ergebnisse produziert, aber es kann auch sehr viel verderben. Und die Illusion, daß man ohne Grundlagen weiterkommt und einen das nicht mehr zu interessieren braucht, platzt ja spätestens wenns dann wirklich mal ans Eingemachte geht.

Damit zum Thema des Threads: Ich glaube daß ein Informatikunterricht sinnvoll sein kann wenn er richtig angegangen wird, i. e. bei den Grundlagen angefangen wird. Alles andere schadet mehr als es nutzt.

Gruß, MarsStein

Non quia difficilia sunt, non audemus, sed quia non audemus, difficilia sunt! - Seneca

925 Beiträge seit 2004
vor 14 Jahren

Lesen lernt man ja auch Buchstabe für Buchstabe und nicht in kompletten Worten.

Ehrlich? Ich konnte zuerst einzelne bestimmte Worte lesen. Mein erstes Wort, das ich lesen konnte, war "Auto".

6.862 Beiträge seit 2003
vor 14 Jahren

Hallo,

ehrlich gesagt bin ich leicht schockiert zu lesen das selbst im Hochschulbereich das Fach so vernachlässigt wird. Zumindest dort hätt ich für die Vorlesung kompotente Leute erwartet. Ich bin an ner FH und da hat man es oft andersrum, das die Leute aus der Industrie kommen und pädagogisch nichts drauf haben, dafür aber Fachwissen ohne Ende. Jemand unkompetentes ist bei uns an der FH völlig undenkbar. Sicherlich kommt es auch stark drauf an welchen Studiengang man betrachtet. Ob Informatik jetzt ein Hauptthema ist, oder nur angeschnitten wird in einer einzelnen Vorlesung. Aber selbst diese vertiefungsrichtungfremden Vorlesungen wie bei uns z.B. BWL waren erstklassig mit Industrieleuten besetzt die schon riesige Firmen gemanagt haben. Ich hab nie verstanden warum unsere Hochschule in Rankings immer ganz weit vorne ist, aber das scheint zumindest ein Punkt zu dafür sein 😃

Ich konnte zuerst einzelne bestimmte Worte lesen.

Ganz sicher nicht 😃 Beim Lesen lernen lernt man Buchstabe für Buchstabe. Und Kleinkinder mühen sich extrem ab daraus dann nen Wort zu formen. Aber Muster erkennen kann das Kind schon früher. Das war bestimmt auch bei dir der Fall. Wenn es weiß wie ein Wort ausgesprochen wird und wie es geschrieben ist, kann es sich das merken und wiedergeben, obwohl es das Wort als solches nicht lesen kann und nicht weiß wie die Aussprache zusammenkommt. Sowas kann man leicht testen indem man einfach die gleichen Buchstaben wie im gemerkten Wort vertauscht hinschreibt - es wird nicht die Aussprache hinkriegen. Erst mit der Zeit kommt die Verknüpfung der einzelnen Buchstaben zu den möglichen Aussprachen und dann kann es auch beliebige Wörter lesen. Aber so Muster erkennen können Kiddies wirklich gut. Meine Cousine konnte noch nicht lesen, aber meinem Onkel sagen an welcher Autobahnausfahrt es zu McDonalds raugeht (und ich mein jetzt nicht das sie von weiten das M gesehen hat 😃). Da gabs mal ne Karte wo im deutschen Autobahnnetz die McDonaldsfilialen vermerkt waren und nur anhand des Aussehens des Namens der Ausfahrt, hat sie die wiedererkannt. Zur damaligen Zeit hat sie praktisch die Wörter als Bilder betrachtet und zugeordnet.

Baka wa shinanakya naoranai.

Mein XING Profil.

49.485 Beiträge seit 2005
vor 14 Jahren

Hallo MarsStein,

Es klingt irgendwie so, als wenn man ein Haus ohne Fundament baut und wenn was angebaut werden soll, kann es leichter passieren, daß die Statik es nicht mehr aushält.

ganz genau. Dazu eine kleine Anekdote: Ich war eine Zeit lang während meines Informatikstudiums Tutor für Mathematik und Logik und habe in der ersten Stunde eines Tutoriums die "fundamentale" Tatsache mit einem Haufen Sand, mit Holzbauklötzen und einem großen Spielzeugbagger visualisiert, denn ich wusste ja, dass die Studenten wenig Bock auf Mathe und Theorie hatten. Dazu habe ich den Sand (bestimmt ein paar Kilo) als großen Haufen auf den Tisch geschüttet und versucht, mit den Bauklötzen darauf zu bauen. Die sind natürlich alle umgekippt oder weggesackt. Dann kam der große Bagger und hat den Sand zu einer ebenen Fläche planiert. Anschließend blieb das Haus stehen. Man braucht eben ein gutes Fundament, um darauf aufbauen zu können.

Sicher, die Aussage war trivial, aber ich denke durch das Unerwartete der Situation ist sie bestimmt vielen stärker und eindringlicher bewusst geworden und hoffentlich auch in Erinnerung geblieben.

Da sage noch einer, dass gute Informatiker/Programmierer (ok, Eigenlob stimmt 😃 keine guten Lehrer sein können.

... [die] Philosophie dieses Forums, in dem ja immer wieder darauf hingewiesen wird, sich erst mal mit den Grundlagen zu befassen.

Wobei diese richtige und gute Philosophie auch nicht bei allen Teilnehmern gut ankommt. Insofern stellt sich für einen Informatiklehrer an der Schule schon das Problem, diese bei der Stange zu halten. Und möglicherweise ist der (vermeintlich) leichteste Ausweg, auf Lehrinhalte mit schnelleren Erfolgserlebnissen auszuweichen. Ich würde die Ursache für schlechten Unterricht nicht ausschließlich bei den Lehren suchen. Immer wieder liest man ja, dass die heute junge Generation sich viel weniger für Technik und technische Grundlagen interessiert als die davor.

herbivore

109 Beiträge seit 2009
vor 14 Jahren

Ich habe in meinen 13 Jahren Schule insgesamt 4 Jahre Informatikunterricht gehabt. 9&10 Klasse in der sek.1; und 11&12 Klasse in der sek.2. in der 13ten durfte ich nicht mehr, weil ich der einzige Schüler gewesen währe und das Fach Informatik nicht für mein Abitur zwingend relevant gewesen währe. Jeweils im ersten Jahr haben wir uns dabei mit den Officeprodukten beschäftigt. wobei das in der neunten darauf hinaus lief, das wir zum beispiel einen text nach Vorgaben schreiben und formatieren sollten als Klassenarbeit. Die Informatik-Ag lief meistens auf eine riesige LAN-Party im schulnetz aus. In der 10ten hatte ich dann meine ersten Erfahrungen mit der Thematik Programmieren. Umgebung: Turbo Pascal. Dabei wurde im Unterricht auch wert darauf gelegt, das die Schüler Struktogramme und dergleichen lesen konnten. Aber bis auf sehr kleine Projekte (CLI-Taschenrechner, "Malen mit Code") wurde da nichts angefasst. Die nächste Umstellung kam dann für mich in der 12ten. Nachdem ich mich ein Jahr lang NOCHEINMAL mit Office langweilen durfte, lernte ich da dann die GUI-Programierung unter Delphi kennen. Aber wie schon angesprochen wurde auf die Hintergründe der Automatisierung durch die Programierumgebung (Einfügen Event-handler etc.) überhaupt nicht eingegangen (aber auch während meiner Ausbildung zum Fachinformatiker so gut wie gar nicht)

Meiner Meinung nach liegt es an der fehlenden Sachkompetenz der Lehrer, das der Unterricht nicht so gut ist oder daran, das sie der Meinung sind, das die Schüler nicht mehr zu wissen brauchen, weil viele von ihnen nach der Schule nie mehr mit Programmieren zu tun haben werden.

und so stellt sich wieder einmal die Frage: Warum klappt das nicht gleich so gut?

J
1.114 Beiträge seit 2007
vor 14 Jahren

Es mag vielleicht arrogant klingen: Aber wäre es nicht besser, man lässt das einfach bleiben mit dem Informatikunterricht an Schulen?

Das mag vielleicht für dich zutreffen, da du ja scheinbar einige Vorkenntnisse in der Programmierung mitbringst, und du das aus einem ganz anderen Blickwinkel betrachtest, wie einer der noch nie mit der Thematik in Berührung kam. Natürlich siehst du das dann alles viel kritischer und würdest alles ganz anders machen. Diese Vorgehensweise, z.B. zuerst Konsolenanwendungen zu schreiben und sich dort mit irgendwelchen OO Konzepten und ähnlichem rumzuärgern, mag für dich vielleicht interessant und besser sein, für einen absoluten Noob aber vielleicht etwas zu hoch gegriffen.

Ich sehe das Problem mehr dadrin, dass insgesamt viel zu wenig Informatik an Schulen gelehrt wird. Stattdessen wird primär nur Mathematik und Goethe an Schulen gapaukt, und das über 13 Jahre Schule hinweg mit durchschnittlich sicherlich mehr als 1,5 Stunden die Woche. Wenn dir aber nur, sagen wir über 2 Jahre verteilt, immer nur 1,5 Stunden die Woche zur Verfügung stehen, ist es einfach nicht machbar, einen sauberen und ordentlichen Einstieg in die Thematik zu erhalten. Das Gebiet des Programmierers ist sehr umfangreich, und deshalb ist es schwer, dort innerhalb einen Jahres mit so wenig zeitlicher Investition über haupt Fuss zu fassen. Erschwerend kommt da noch dazu, dass oftmals vom Schüler noch nicht einmal Interesse besteht, und der Leistungsunterschied zwischen den Schülern selbst sehr unterschiedlich ist. Kollegen von dir haben damit nix am Hut, während du vermutlich mehr Ahnung hast als dein Lehrer (überspitzt ausgedrückt, ich möchte deinem Lehrer nichts unterstellen).

P
660 Beiträge seit 2008
vor 14 Jahren

wie hier schon vor mir gesagt worden befasst sich die informatik nicht nur mit programmierung sondern mit vielen verschiedenen themen wie z.b. Hardware und software (ich fasse alles unter einen begriff damit das sich nicht in die länge zieht).

bei der hardware haben wir damals z.b. Monitore, drucker, Mäuse, Tastaturen, CPUs, Grakas und was weiss ich nicht noch alles besprochen (alles nur grob warum folgt gleich).

bei der software haben wir uns anfangs mit office auseinander gesetzt und erst später mit der programmierung angefangen (meine erste sprache: VB5).

wenn man jetzt noch bedenkt wie viel zeit man hat (bei mir ging es mit dem informatik unterricht von der 8. klasse bis zu 10. klasse) um all diese themen zu bearbeiten dann kommt das eine odere zu kurz. wir haben uns damals die gesamte 10. klasse mit programmierung beschäftigt aber was wir da gelernt hatten waren mehr oder weniger nur die Grundlagen. auch in der weiterführenden schule (11 & 12) haben wir das erste jahr nur office gemacht und im zweiten nur die letzten 3 monate mit programmierung angefangen.

mit anderen worten, die informatik umfasst einen großen themenbereich und in dieser kurzen zeit kann mna nur auf das wichtigste eingehen. was wichtig ist und nicht liegt beim lehrer.

MfG
ProGamer*Der Sinn Des Lebens Ist Es, Den Sinn Des Lebens Zu Finden! *"Wenn Unrecht zu Recht wird dann wird Widerstand zur Pflicht." *"Ignorance simplifies ANY problem." *"Stoppt die Piraterie der Musikindustrie"

L
23 Beiträge seit 2008
vor 14 Jahren

Hallo,

als ich in der Schule Informatik hatte (9.-13. Klasse) musste ich mich auch ersteinmal mit Word, Excel usw. herumschlagen. Nach einem halben Jahr hatten wir dann Turbo Pascal wo wir die Grundstrukturen durchgenommen haben. Danach kam dann bis zum Ende der 13. Klasse Delphi, wobei dann im Abitur nochmal auf die "grundlegenden" Dinge wie z.B. Word, Excel, Hardware hatten.

Da es in der Klasse ein sehr gemischten Wissenstand gab und einige wenige (2) oft viel früher als die anderen fertig waren, haben wir uns Dinge ausgedacht die man noch zusätzlich einbauen könnte, oder haben mit den Lehrern geredet ob wir zusatzaufgaben bekommen können. Oft haben wir dann auch den anderen bei kleinigkeiten geholfen.

Was mir im Nachinein sehr gefehlt hat, mir aber zu dem Zeitpunkt nicht weiter aufgefallen ist, war das wir nie richtig OOP hatten.

Als Fazit kann ich rückblickend nur sagen das es gut war mich nicht auf den Schulinformatikunterricht zu beschränken und mich privat weitergebildet habe. Wenn du trotz allem möglichst viel aus dem Unterricht herrausholen möchtest hilft vielleicht ein Gespräch mit dem Lehrer wegen zusatz, oder alternativen Aufgaben.

MfG LaMa Jan

265 Beiträge seit 2006
vor 14 Jahren

Das einzig positive an meinem Infounterricht in der Schule war SQL. Da haben wir die Grundzüge gelernt, und da ich es zuvor noch nicht brauchte war es für mich neu... alles andere konnte ich zuvor schon, was den Unterricht sehr langweilig machte

-=MasterMax=-

3.825 Beiträge seit 2006
vor 14 Jahren

Ich hatte ein Jahr "Computerorientierte Mathematik". Das war praktisch eine Einführung ins Programmieren. Da das Fach für den Lehrer neu war hab ich dann dem Lehrer viel erklären müssen.

Programmiert wurde auf CBM 8032 (Nachfolger vom PET 2001) in BASIC. Das war ca. 1979.

Grüße Bernd

Workshop : Datenbanken mit ADO.NET
Xamarin Mobile App : Finderwille Einsatz App
Unternehmenssoftware : Quasar-3

Gelöschter Account
vor 14 Jahren

ich kann zwar nur aus 2. hand berichten aber das was ich bislang gehört habe, gefällt mir nciht. den lehrern fehlt es deutlich an erfahrung und praxisnahen wissen. diesen eindruck habe ich durch gespräche mit verschiedenen leuten gewonnen, die alle an unterschiedlichen schulen informatikunterricht hatten.

während meiner ausbildung hatte wir auch im fach Hochsprachen einige lehrer, die praxisfern unterrichtet haben. diese haben aber gerechterweise ihre praxisferne eingesehen (das war der angenehme teil) und daher den unterricht tendenziell abstrakter (uml oder struktogramme) gehlaten.

eine einzige lehrerin (ja eine sie 😃 ) hatte ich, von der ich nachwievor behaupten kann, das sie ein profi ist. sie hat uns assembler und ansi c beigebracht (nur rudimentär) und arbeitet selbst noch halbtags in einer firma als embedded programmiererin. die hatte es als einzige lehrkraft, der ich begegnet bin drauf.

alles vorher und nachher hätte ich mir auch sparen können..... und wenn ich mir anhöre, was die in den schulen als informatik unterricht haben, dann bin ich froh, das ich keinen hatte.

allerdings bin ich auch der meinung, das in der heutigen zeit der informatikunterricht oder besser ausgedrückt arbeiten mit/am computern pfichtfach sein sollte. und das von speziell qualifizierten lehrern unterrichtet werden sollte aber das ist .. naja .. zukunftsmusik.. so traurig das auch klingt.

J
31 Beiträge seit 2008
vor 14 Jahren

Hallo allerseits,

nun möchte ich auch ein Paar Gedanken zu diesem Thema beisteuern.

Im ganzent Thread geht es bisher ausschließlich ums Programmieren. Wenn man das den Schülern beibringen möchte, soll man auch das Fach so benennen. Will man sich aber mit Informatik beschäftigen, sollte man schon etwas mehr als GUI-Gestaltung und Konsolenanwendungen anbieten.

Das Reduzieren der Informatik aufs Programmieren erzeugt das falsche Bild von dieser Wissenschaft. Auch meine Erfahrung mit diesem Fach in der Schule bestätigt das. Die Grundlagen - wie Rechnerarchitekturen, Algorithmen und Logik - wurden bei mir völlig weg gelassen. Die Divise war Informatik = Programmieren und Textbearbeitung!

Ich finde, das man Informatik zunächst ganz OHNE Rechner in der Schule unterrichten soll. Am Anfang ist es sogar sinnvoller, sich auf die theoretischen Grundlagen zu beschränken, so wie is anderen Fächern üblich ist. Das würde das Bild der Informatik ins rechte Licht rücken und vielen die Berufswahl erleichtern.

2.760 Beiträge seit 2006
vor 14 Jahren

Da gabs schon mal was ähnliches: Wie bringe ich jemandem Softwareentwicklung bei?

C
32 Beiträge seit 2009
vor 14 Jahren

Ich denke ein großes Problem beim Info Unterricht in der Schule ist das enorm unterschiedliche Vorwissen (Unwissen) der Schüler. Redet der Lehrer über Office-Anwendung wird es den "erfahrenen" Schülern schnell langweilig. Redet er über das OSI - Referenzmodell verstehen wieder die anderen nur Bahnhof. Klar das es dann schell langweilig wird. So richtig eine Lösung für das Problem kann ich nicht wirklich finden. Man müsste die ersten Grundlagen (Office etc.) schon im Grundschulalter aufbauen um dann Später auf ein breites Wissen aufzusetzen.

109 Beiträge seit 2009
vor 14 Jahren

Man müsste die ersten Grundlagen (Office etc.) schon im Grundschulalter aufbauen um dann Später auf ein breites Wissen aufzusetzen.

An meiner alten Grundschule ist das schon der Fall. In der Klasse wir einmal die Woche der Umgang mit dem Computer gelernt

und so stellt sich wieder einmal die Frage: Warum klappt das nicht gleich so gut?

J
1.114 Beiträge seit 2007
vor 14 Jahren

Man müsste die ersten Grundlagen (Office etc.) schon im Grundschulalter aufbauen um dann Später auf ein breites Wissen aufzusetzen.

Hehe... Meine kleine Tochter von 8 Jahren kommt mit Excel bereits besser klar als viele Erwachsene die ich kenne... Und Programmieren tut si auch schon, mit der berühmten TurtleGraphics (gibts kostenlos von Microsoft und nennt sich SmallBasic)

49.485 Beiträge seit 2005
vor 14 Jahren

Hallo zusammen,

was mir noch eingefallen ist, was ich bei meinen Beiträgen oben noch nicht ausreichend berücksichtigt hatte (und was vielleicht mittlerweile schon jemand anders geschrieben hat): Wir reden ja über den Informatikunterricht an (allgemeinbildenden) Schulen. So wie der Mathematikunterricht an solchen Schulen nicht in erster Linie darauf zielt, neue Mathematiker auszubilden, so zielt der Informatikunterricht natürlich auch nicht darauf, in erster Linie neue Informatiker auszubilden. Es geht ja wohl eher darum, allen Schülern Kenntnisse zu vermitteln, die ihnen ihn ihrem späteren Leben von Nutzen sein können, auch und gerade, wenn sie keine Informatiker werden. Insofern kann man natürlich auch nicht die Maßstäbe anlegen, die man an eine - sagen wir mal - reine Programmierausbildung stellen würde.

herbivore

Gelöschter Account
vor 14 Jahren

ok das hat was, jedoch würde man im matheuntericht sicherlich nicht sagen "geteilt durch 0 ist 0" und wenn einwände kommen, dann sagen "ja ok es ist nicht korrekt aber für uns hier passt es erstmal"

3.170 Beiträge seit 2006
vor 14 Jahren

Hallo,

@herbivore
Dein Beispiel mit dem Mathematikunterricht ist fein, ich interpretiere es aber mal so:
Auch wenn der Unterricht nicht dazu dient, neue Mathematiker auszubilden, ist es ja trotzdem so, daß man zunächst die Grundrechenarten lernt, und diese auch erst mal schriftlich, statt direkt zum Taschenrechner zu greifen und zu sagen "wichtig ist nur die Zahl die bei der Operation rauskommt, der Rest braucht erstmal nicht zu interessieren".

Sicherlich ist es auch richtig, daß die Informatik ein weites Feld ist und sichz ein Unterricht nicht nur der reinen Programmierung widmen sollte - wenn er es aber tut, sollte man - wie im Mathematikunterricht auch - erstmal bei den Grundlagen anfangen und die lernen sich IMHO auch leichter, wenn man nicht direkt durck "Klickibunti" abgelenkt wird.

Ich finde, daß ein Informatikunterricht auf jeden Fall auch das Abstrktionsvermögen schulen sollte, ähnlich wie es Textaufgaben in der Mathematik oder Physik tun. Denn was nutzt es mir wenn ich tolle Oberflächen zusammenklicken kann, wenn ich meine Problematik die das Programm lösen soll, nicht vernünftig abbilden kann?

Gruß, MarsStein

Non quia difficilia sunt, non audemus, sed quia non audemus, difficilia sunt! - Seneca

49.485 Beiträge seit 2005
vor 14 Jahren

Hallo MarsStein,

ich wollte ja meine Aussagen von oben durch die Anmerkung bezüglich "Mathematikunterricht ist keine Mathematikerausbildung" auch nur ins rechte Licht rücken, nicht ins Gegenteil verkehren. Ich bin immer dafür zu haben, wenn es darum geht, theoretische Grundlagen und Abstraktionsvermögen zu vermitteln.

herbivore

3.170 Beiträge seit 2006
vor 14 Jahren

Hallo herbivore,

das dachte ich mir. Es geht ja auch so aus zahlreichen Deiner Beiträge hervor. Ich wollte auch nur nochmal allgemein darauf hinweisen, daß es ja in anderen Unterrichtsfächern auch nicht üblich ist, irgendwo mittendrin anzufangen - ich frage mich einfach nur warum das gerade bei Informatik offensichtllich sehr oft so ist... was ist daran so anders?

Gruß, MarsStein

Non quia difficilia sunt, non audemus, sed quia non audemus, difficilia sunt! - Seneca

J
257 Beiträge seit 2008
vor 14 Jahren

So wie der Mathematikunterricht an solchen Schulen nicht in erster Linie darauf zielt, neue Mathematiker auszubilden, so zielt der Informatikunterricht natürlich auch nicht darauf, in erster Linie neue Informatiker auszubilden. Es geht ja wohl eher darum, allen Schülern Kenntnisse zu vermitteln, die ihnen ihn ihrem späteren Leben von Nutzen sein können, auch und gerade, wenn sie keine Informatiker werden.

Also wenn man für jedermann mehr oder weniger nützliche Computerkenntnisse im Info Unterricht vermitteln soll, dann hat dieser bei mir noch mehr versagt als wenn man ihn als kleine Programmierausbildung gesehen hätte.
In der 7. oder 8. Klasse hatte ich Informatik. Wir haben kurz gelernt, wie mann in Excel untereinandergeschriebene Werte addieren lässt. Dann haben wir uns den Rest des Schuljahres mit dem Präsentationsprogramm Mediator befasst (Ich weis nichtmal ob es das noch gibt...)

Dann setzte Informatik erst wieder in der 11. Klasse ein. Der Kurs bestand aus ca 20 Leuten. Wir fingen an mit NIKI dem Roboter, falls irgendwem das was sagt 😁 Die eine Hälfte der Aufgaben dabei bestand darin, mit der Tastatur das Level für den Roboter zu bauen, aus dem er die Bücher aus den Regalen räumen sollte. Als Einstieg in die Programmierung und zur Veranschaulichung von Prozeduren und anderen Befehlen war das zwar antiquiert aber ok. Dann stiegen wir ein in Turbo Pascal. Das folgende 1,1/4 jahr beschäftigten wir uns damit, Programme wie Zinsrechner und Kurslisten zu erstellen. Einmal mit Arrays, einmal mit Listen und dann auch noch auf Diskette schreiben. Irgendwie war es immer das gleiche. Die meisten haben auch überhaupt keinen Sinn darin gesehen, die gleichen Programme immer wieder neu zu schreiben, da die Unterschiede zwischen Listen und Arrays kaum/garnicht erklärt wurden. Und das Gros der Zeit haben wir nichtmal mit Programmieren verbracht. Den meisten "Spaß" hatten wir immer dabei, auf der Konsole mittels ASCII-Art die Eingabemasken darzustellen. Wer schonmal ein Sudoku Feld mit _ X und | und mit primitivsten Pascal-Befehlen erstellt hat weis was ich meine. Der Kurs war mittlerweile auch auf 7 Mann geschrumpft, wovon 5 diesen nur noch belegt hatten, weil sie ihn nicht abwählen konnten. Es gab außer mir 2 weitere, die sich ein bisschen dafür interessiert haben und noch mehr oder weniger mitgearbeitet haben. Die meisten haben einfach abgeschaltet. Ich konnte es auch gut verstehen. Einige haben dann im Unterricht Pornos geschaut, andere Hausaufgaben gemacht und ein paar sind auch garnicht gekommen. Ich habe dann meinem Sitznachbarn dann immer die Programme geschickt, denn er konnte wirklich garnichts, gut vielleicht konnte er einen Text auf der Konsole ausgeben, aber nicht mehr (und das ist wirklich mein Ernst, im Endeffekt hat er glaub ich 9 Punkte bekommen).
So ca 3 Monate vor dem Abitur haben wir dann mit Java angefangen. Als dann Anstatt Turbo Pascal Eclipse geöffnet wurde, kam die Aufmerksamtkeit dann dann doch ein kleines Stück zurück. Wir beschränkten uns aber auf die Übersetzung von Pascal Programmen in Java und lasen die ersten 20 Seiten von Java von Kopf bis Fuß. Mehr wars aber auch nicht.
Naja, ich hab meine 15 Punkte im mündlichen Abi dann gemacht (schriftlich ging an unserer Schule nicht....), aber wenn irgendwer auf mein Zeugnis schaut und meint à la "1+ in Informatik im Abitur, sie haben's drauf", dann ists einfach nur peinlich...

Ich weis (und hoffe) nicht, dass es an anderen Schule auch so abläuft, aber der Info Unterricht bei mir hat kaum etwas genützt. Weder der handvoll, die sich dafür interessierten, da die Sachen dort einfach so trivial, stupide und Antiquiert (Kopien von der Lehrerfortbildung '87, Schulbuch glaub ich von '85) waren und der Rest wird sicherlich auch keine Eingabemasken für Taschenrechner auf der Shell mehr bauen.
Ein Kumpel von mir, der sich auch nie viel aus Informatik gemacht hat studiert jetzt Maschinenbau. Dort steht auf dem Lehrplan VB.Net. Der konnte nach 2 Wochen auf der FH mehr in VB, als er in 3 Jahren Info Unterricht gelernt hat.

Mittlerweile ist auch mein Lehrer im Ruhestand und ich hab gehört, dass es jetzt garkein Info-Unterricht mehr an meiner Schule gibt. Eigentlich unglaublich für eine Schule im 21. Jhd aber irgendwie auch kein Verlust.

Schönen Abend noch.

2.760 Beiträge seit 2006
vor 14 Jahren

Also den Ansatz bereits in der Grunschule anzufangen finde ich ziemlich gut. Das das zu meiner Grundschulzeit noch nicht gemacht wurde kann man nachsehen. Heute sollte es aber wirklich bestandteil des Unterrichts werden.
Dann sollten damit grundlegende Kenntnisse in der Anwedersoftware vorhanden sein, Kinder dürften sich mit entsprechend aufbereitetem Lernstoff auch noch viel leichter begeistern lassen als jugendliche die auch gerne mal eine "Scheissegal"-Einstellung raushängen lassen.

Dann könnte es hilfreich sein einen Teil des Informatik-Unterrichts einfach in den Mathematik-Unterricht zu verlagern/integrieren. Ich habe am eigenen Leibe gemerkt das ich damals den Zusammenhang zwischen Mathematik und der Informatik nicht wirklich gesehen habe da sich durch ein bisschen nachdenken auch alles was ich bis dahin gebraucht habe auch ohne die (un)gelernten Formeln machen ließ und der Unterricht mir einfach immer zu trocken und zu langweilig war.

Je mehr man macht um so eher fällt einem dann aber auf das man die Mathematik in einigen Fällen doch braucht und oft sogar die Schulmathematik ausreichend gewesen wäre (hätte man denn nur mal aufgepasst).

Ein kleines Ballerspiel im Matheunterricht programmiert und Trigonometrie etc. wäre gleich viel interessanter gewesen. Und auch für Physik gibt es im Bereich der Simulationen ja weiß Gott genug Anwendungsfälle für IT-Systeme. Und elektronikgrundlagen kann man auch gleich mit rein packen.

Also eher den Informatikunterricht abschaffen und IT-Technik übergreifend überall da einsetzen wo es sinnvoll ist.

[EDIT]
Das Betriebssystem und die Programmiersprache die eingesetzt werden sollten dann aber möglichst einheitlich sein sonst könnte es passieren das jemand der die Schule wechselt aufgrund fehlender Linux-Kentnisse oder nur weil er C gelernt hat nicht in der Schule die aber nur Linux und C# einsetzt klarkommt und dadurch schlechtere Noten schreibt.

E
395 Beiträge seit 2007
vor 14 Jahren

morgen,

bei uns gab es damals bis zur 10. klasse einmal den normalen info unterricht der aufgrund einer schlimmeren erkranung des lehrer quasi nie stattgefunden hat. war aber nicht weiter tragisch. da hat man a) nix gelernt und b) nur zeit vergeudet beim rumspiele nmit word excel und co.

dann gab es im deutschunterricht etwa ein halbes jahr lang jede woche 2 unterrichtstunden im 10-finger schreiben. das war cool und es hat allen wirklich was genuzt (das war glaube 7. klasse)

und dan gab es für die die noch ein wenig mehr machen wolten eine ag zum roboter programiern. so mit selbst zusammenbauen, programiern und rumfahrenlassen/sachen bewegen je nach dem was gewolt war. der kurs war auch damals komplet auf englisch gehalten.

dann kam der große wechsel. schulische ausbildung -> technischer info assi (viele werdens kennen, wenige lieben)
die schule war grottig. wir hatten 3 info lehrer

  • programierlehrer: denn hatte ich nach 6 monaten eingeholt und überholt
  • anwendungsleher (word excel acces): der konnte mir noch soviele aufgabgen geben. mir war langweilig. achja und taufelbilder abschreiben, das hat der geliebt
  • der für den rest: absolut top. dieser lehre hat was davon verstanden leute zu begeistern und ihnen etwas beizubringen. leider war er der erste der geflogen ist als die prüfungsergebniss des jahrganges nach mir so schlecht wurden.

meinermeinung nach früh anfangen, und dann ein "grund-info-unterricht" aufrechterhalten mit grundlagen und weiterführende kurse/ag's anbieten. das erfordert aber auf der einen seite einsatz von den lehrer und auch die schüler müssen es zu würdigen wissen.

an alle da drausen die bisher schlechte erfahrungen gemacht haben: ich fühle mit euch!

MfG Paul

J
31 Beiträge seit 2008
vor 14 Jahren

"Computer Science is no more about computers than astronomy is about telescopes." - Edsger W. Dijkstra

Hallo,

ich finde, den Computerunterricht für Grundschüler gleich Informatik zu nennen, ist übertrieben.

Will man den Kindern den Umgang mit Rechnern beibringen, so soll das Fach auch so heißen. Es heißt ja auch "Schreiben" und nicht Literatur, wenn es darum geht, die Buchstaben zu lernen.

Will man wirklich Informatik unterrichten, soll man sich ein Beispiel an Physik nehmen. Dort wirft man auch nicht alles mögliche in verschiedene Richtungen, um die Erklärung für die Schwerkraft zu finden. Stattdessen werden Modelle und Definitionen verwendet und abstrakt damit gearbeitet. Hin und wieder gibt es ein Experiment, aber das Praktische ist in der Schulphysik eher Nebensache.

Es ist sinnvoller, den Kindern beizubringen, was ein Baum ist, und wie man ihn strukturieren, durchlaufen ect. kann. Auch Teile der Logik oder Reguläre Sprachen könnte man für den Unterricht nehmen. Es erweitert den Horizon mehr, als reine IDE Anwendung. Dafür braucht man keinen Rechner und das Wissen kann man später auch besser gebrauchen, als "wie ziehe ich einen Button auf Canvas".

Ich finde, die Schule muss sich entscheiden - ComputerAlphabetismus zu verbreiten oder Informatik zu lehren.

Es ist grauenhaft, wenn das Bedienen von Excel als Informatik verkauft wird. Sicher, eine nützliche Fähigkeit, aber definitiv keine Informatik.

297 Beiträge seit 2008
vor 14 Jahren

Bei mir gab es damals (ich glaube in der 7. Klasse) zunächst ITG (Informationstechnische Grundlagen), wo wir gelernt haben, wie man mit Excel und Word etc. umgeht.
In der 11. bis 13. Klasse gab es dann Informatik als Wahlfach. Angefangen hat es mit ein paar grundlegenden technischen Aspekten, wie den Aufbau eines Computers aus Mainboard, Festplatte, Arbeitsspeicher, usw. Zudem noch ein wenig Binärrechnung. Das war dann auch schon die ganze Theorie und ab gings in die Praxis.
Dabei haben wir mit Delphi programmiert und die (scheinbar üblichen) simplen Programme geschrieben, in denen wir TextBoxes auslesen und in Labels schreiben oder Ähnliches. Ein größeres Projekt dabei war, als wir in Teams aufgeteilt wurden und jeder eine bestimmte Funktion realisiert hat (Team1: Anzeige der Informationen, Team2: Ausdrucken des Bildschirms, ...). Das war recht spaßig und hatte zumindest ansatzweise mit der realen Entwicklung von Software zu tun, auch wenn effektiv nur zwei Leute daran gearbeitet haben und der Rest irgendwelchen Blödsinn gemacht hat.
Am Ende haben wir noch mit Animationen und Zeichnen begonnen und dabei das objektorientierte Paradigma kennen gelernt, allerdings war dies so schlecht erklärt worden, dass es einfach keinen Sinn ergeben hat. Was es wirklich mit Polymorphie und Vererbung auf sich hat, habe ich erst an der Uni wirklich verstanden.

Die Klausuren waren auch der absolute Witz und konnten eigentlich komplett mit Hilfe von F1 gelöst werden.

Der Vortragsstil des Lehrers war auch nicht wirklich überragend. Er hat immer Sachen an der Tafel erklärt, dann irgendwo einen Fehler gefunden, alles nochmal neu hingeschrieben, wieder einen Fehler gefunden, ... Meine eine Projektarbeit konnte er leider nicht testen, da ich diese mit Delphi 6 geschrieben hatte, er aber nur die 5er Version hatte, und er sie so nicht starten konnte.

Im Endeffekt habe ich in den ersten 4 Wochen an der Uni mehr gelernt als in den 3 Jahren Informatik-Unterricht davor. Allerdings waren es leicht verdiente 4x15 Punkte fürs Abizeugnis 😄

There are 10 kind of people, those who understand binary and those who don't.